Habt Ihr Euch auch schon mal gefragt, welche (Wild-)Biene, wohl gerade vor Euren Augen durch die Lüfte saust? Egal ob Laie oder Experte, mit der neuen Hummel-App können Hummelarten nun bestimmt und erfasst werden. Ein interdisziplinäres Forscherteam unter der Leitung von Prof. Dr. Jorge Groß von der Universität Bamberg hat die App „ID-Logics“ nämlich um genau diese neue Funktion erweitert. Die App besitzt eine intelligente Logik, die bei der Bestimmung unterstützt, indem sie Hilfestellungen gibt und fehlertolerant ist.
Das bedeutet, dass mithilfe der App auch dann Arten richtig bestimmbar sind, wenn Fehleingaben gemacht werden. Sie ermöglicht es außerdem, Schülerinnen und Schülern die Artbestimmung mithilfe digitaler Medien beizubringen. Das Vorhaben wird von insgesamt drei Stiftungen unterstützt. Die Entwicklung der App und die ersten Module wurden von der Deutschen Bundesstiftung Umwelt (DBU) mit rund 350.000 Euro finanziert und von der Joachim Herz Stiftung unterstützt. Bis 2021 fördert die Niedersächsische Bingo-Umweltstiftung (NBU) das Modul zur Hummel-Bestimmung mit etwa 30.000 Euro.
„Mithilfe der App wollen wir die Faszination an Hummeln wecken, damit sich die Begeisterung auf alle Insekten und den Naturschutz insgesamt überträgt“, sagt Jorge Groß, Professor für Didaktik der Naturwissenschaften an der Universität Bamberg. „Denn der rasante Rückgang der Insekten muss dringend gestoppt werden.“ Die App bietet Naturfreunden zusätzlich Informationen über Hummelarten durch Lernvideos, Steckbriefe und Verbreitungskarten. Mit ihr kann man demnächst Fundorte von Hummeln auf der Webseite hummelmap.de melden, die alle Wildbienenarten in Niedersachsen erfasst und kartiert.
„Mit wenig Vorwissen können jetzt sogar Grundschüler Hummeln bestimmen und später auch in allen Bundesländern melden“, so Groß. Sein Forscherteam begleitet den Prozess wissenschaftlich, unterstützt etwa die Artbestimmung und analysiert den Rückgang seltener Hummelarten. Mithilfe dieser Daten können die Wildbienen wieder angesiedelt werden, indem beispielsweise Ehrenamtliche in geeigneten Gebieten hummelfreundliche Pflanzen aussäen. „Unser langfristiges Ziel ist es, die App in ganz Europa einzuführen, denn Fluginsekten halten sich nicht an Landesgrenzen“, sagt Groß. Außerdem wird das Team die Software um weitere Artengruppen ergänzen, wie zum Beispiel um Frühjahrsblüher und Ameisen.
Er leitet ein Forscherteam aus den Bereichen Biologie, Biologiedidaktik, Grafik und IT-Technik. Das Team hat bereits die ersten Module der App entwickelt, mit denen man Bäume, Sträucher und Muscheln bestimmen kann, indem man Fragen zu deren äußerer Erscheinung beantwortet. Das Programm funktioniert auf Smartphones und Tablets, es ist unter id-logics.com zu finden. Zahlreiche Schulen und Universitäten nutzen die App schon für Bestimmungsübungen. „Die Möglichkeiten zur Artbestimmung mithilfe digitaler Medien werden steigen, wenn nun bundesweit Schulen im Rahmen des sogenannten Digitalpaktes stärker digitalisiert werden“, meint Groß. Außerdem verwendet der Naturschutzbund (NABU) Niedersachsen die Software für ein Projekt zum Bestandsschutz für seltene Hummelarten.
Eine Studie von Forschenden aus Deutschland, Großbritannien und den Niederlanden hat 2017 ergeben, dass die Gesamtmasse der Fluginsekten in knapp 30 Jahren um 76 Prozent zurückgegangen ist. Betroffen seien unter anderem Hummeln, die viele Blütenpflanzen bestäuben – auch einige, die von keinen anderen Insekten bestäubt werden wie Klee oder Bohnen. Umso wichtiger war es Jorge Groß, die App „ID-Logics“ um eine Hummel-Datenbank zu ergänzen.
Weitere Informationen findet Ihr unter: www.uni-bamberg.de
Quelle: Wildes Bayern e.V.