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Mal etwas Persönliches… Nennen wir es in der Sprache des Journalismus – einen Kommentar:
Wald vor Wild – Wald mit Wild – Abschussplanung – usw., usw. usw. – Die Schlagworte, die in der Presse rund um das Thema Wild und Wald ausgetauscht werden sind unendlich. „Der Dauerwald“ – Die „Zeitschrift für naturgemäße Waldwirtschaft“ hat in der nachfolgenden Ausgabe einen interessanten Artikel veröffentlicht.

Muss die Forstpolitik sich nun eine neue Geschichte ausdenken?

Denn am Ende des Artikels wird u.a. auf einen Artikel Bezug genommen, den ich vor Jahren geschrieben habe. Das Bemerkenswerte daran, dass hier endlich einmal ganz offen davon gesprochen wird, welche „Geschichten“ man den Leute verkaufen muss, damit sie die Forstpolitik schlucken. Das war ja auch das Ziel des Thessenvitz-Strategie Papiers, das angeblich nie umgesetzt wurde, aber dennoch anscheinend (so Pukall) Handlungsleitfaden für die bayerische Forstverwaltung ist.

Als kleine Info nebenbei: Die Unternehmensberatung Thessenvitz hat eine Strategie entwickelt, in der die Jäger bei den Waldbauern verunglimpft wurden und hochgepriesen wurde, dass nur die (staatlichen) Förster die Bauern davor bewahren, Erträge und Gewinn im Wald zu verlieren. Diese Strategie wurde allerdings angeblich nie umgesetzt. Dr. Pukall sprach in seinem Aufsatz von einem neuen Akteur, dem Verein Wildes Bayern e.V., das den Leuten erklären würde, dass es nicht so gut für die Natur sei, wenn nur staatliche Forstverwaltungen das Sagen hätte. Daher wird empfohlen, dass angesichts der Gefahr die von dem Wildtierschutzverein ausginge, die „wirtschaftlichen Interessen des Clusters Wald-Forst-Holz“ lieber auch eine Geschichte vom Naturschutz und dem Wert von Wildtieren erzählen sollten. Und das ganze laut Dr. Pukall unter dem Begriff „ökologische Jagd“. Man muss dem „Kinde“ ja nur einen Namen geben…

Spannend oder…?! Seid Ihr neugierig geworden? Dann viel Spaß beim Lesen

Den Link zum vollständigen Artikel in „Der Dauerwald“ findet Ihr hier…
Den Link zu meinem Artikel „Welche Chance hat die Gams“ findet Ihr hier…

Nur noch wenige Wochen – dann ist es soweit. Dann ist der bundesweite Kinostart des Dokumentarfilms „Wem gehört die Natur?“ von Regisseurin und Autorin Alice Agneskircher.

Wem gehört die Natur?

Den Tieren? Den Menschen? Oder sollte sie einfach sich selbst überlassen sein? Eine Frage ist wesentlich komplexer, als sie zunächst scheinen mag. Auf der Suche nach einer Antwort präsentiert der Dokumentarfilm AUF DER JAGD – WEM GEHÖRT DIE NATUR? in einem faszinierenden Mikrokosmos: unseren deutschen Wald.

Wildtiere – Bestandteil unseres Lebens

Wir teilen unseren Lebensraum mit vielen anderen Wildtieren – aber wer bestimmt eigentlich, wie wir mit ihnen zusammenleben? Wer gibt vor, dass sie – und wie viele von ihnen – gejagt werden dürfen? Und müssen sie überhaupt gejagt werden? Welche Folgen hätte es, wenn sich die 1,2 Millionen Rehe und 600.000 Wildschweine, die jedes Jahr in Deutschland geschossen werden, zusätzlich frei in Wald und Natur ausbreiten würden? In AUF DER JAGD – WEM GEHÖRT DIE NATUR? kommen Jäger, Förster, Waldbesitzer, Wildbiologen, Tierschützer, Bauern und Forstbeamte zu Wort – und zu ganz unterschiedlichen Ansichten.

Interview mit Regisseurin und Autorin Alice Agneskircher

Die nächstliegende Frage stellen Sie bereits mit dem Filmtitel. Wem gehört denn die Natur?
Da sind natürlich viele Antworten richtig: Sie gehört uns allen, sie gehört den Menschen und den Tieren. Sie gehört am Ende niemandem sondern nur sich selbst. Ich will mich eben über den Filmtitel der komplexen Fragestellung annähern, wie überhaupt ein ideales Zusammenleben zwischen Mensch und Tier im Wald aussehen kann.

In dieser Auseinandersetzung steht vor allem die Jagd im Mittelpunkt. Warum haben Sie sich als vielseitige Filmemacherin entschieden, diesmal einen Dokumentarfilm im und um den Wald herum zu drehen?
Ich begebe mich bei all meinen Filmen gerne in Mikrokosmen, die ich noch nicht kenne. Ich hatte viele Artikel wahrgenommen, in denen Jäger sehr schlecht wegkamen – sie wurden entweder als Idioten oder Menschen dargestellt, die Lust am Töten haben. Da dachte ich, das kann so nicht sein, das wollte ich selbst kennen lernen. Abgesehen davon ist die Jagd ein großes Thema, ich wollte den philosophischen Gedanken dahinter ergründen: Wo stehen wir in der Natur? Wer gibt uns das Recht, wilde Tiere zu töten? Oder wer sagt uns, dass es Unrecht ist? Die Jäger, mit denen ich gesprochen habe, haben mir alle erzählt, unter welchem Druck sie bei der Jagd stehen. Sie müssen Abschussquoten und Drei-Jahres-Pläne einhalten, genau regulieren, wie viel männliches und weibliches Wild, wie viel altes und junges es gibt. Und alle Jäger in Deutschland sagen, dass diese Quoten irrsinnig hoch und schwer einzuhalten sind.

Was ist Ihre Meinung, ist die Jagd auf jeden Fall nötig?
Wir sind eines der wildreichsten Länder der Welt. Wir denken immer, das Wild lebt in Afrika oder Kanada, aber nicht bei uns. Dabei gibt es in Deutschland einen großen Reichtum an Rotwild, Damwild, Wölfen, Füchsen oder Vögeln. Das ist wirklich ungewöhnlich. Und wenn es die Jäger nicht gäbe, die diesen Bestand im Zaum halten, dann gäbe es den Artenreichtum vermutlich auch nicht, oder nicht mehr. Ich glaube, wir würden den „Wildreichtum“ bald als Belastung empfinden. Egal ob wir Landwirte sind oder Hobbygärtner.

über die Jägerschaft in Deutschland gibt es viele Vorurteile.
In meinem Freundeskreis wurde dieses filmische Jagdprojekt von Anfang an sehr skeptisch beäugt. Viele in meinem Umfeld essen seit Jahren kein Fleisch mehr. Warum ich mich dem aussetzen würde, haben sie mich gefragt. Aber wir haben ja auch in Kanada mit amerikanischen Ureinwohnern der Algonquin gedreht – das wiederum fanden meine Bekannten plötzlich sehr spannend. Keiner käme auf die Idee, die Jagd der Ureinwohner Nordamerikas oder Afrikas als moralisch nicht korrekt zu empfinden. Warum denken wir das von hiesigen Jägern? Es war schwer, in Deutschland Jäger zu treffen, die sich mir öffnen wollten. Viele hatten Angst, wie so oft in den Medien als „Mörder“ dargestellt zu werden. Es waren dann die Jägerinnen, die als erste bereit waren, mich zu treffen. Sie haben mir erklärt, wie Jagd, Fläche, Territorien, Reviergrößen und Jagdbehörden miteinander verbunden sind, wie alles zusammenhängt. Und dabei habe ich gelernt, dass es weder „den Jäger“ noch „die Jägerin“ gibt. Die meisten von ihnen haben große Fachkenntnis, Ehrfurcht und Respekt vor dem, was sie tun. Und es gibt auch immer mehr junge Männer und Frauen, die einen Jagdschein machen, um Wild selbst zu erlegen und so zu wissen, was sie da später essen. Dabei geht es ihnen auch um Regionalität.

In Ihrem Film sind beeindruckende Naturaufnahmen zu sehen. Er erscheint wie eine Huldigung an den Wald.
In erster Linie wollte ich ein filmisches Erlebnis schaffen, wie sich Jagd anfühlt. Natürlich werden viele Fakten vermittelt, der Film taucht ein in den Jagdalltag, man kann ihn als Zuschauer hautnah miterleben. Dafür hatten wir neben Johannes Imdahl für die dokumentarischen Drehs mit den Jägern auch Owen Prümm dabei, einen Tierfilmkameramann aus Südafrika, der einen ganz frischen Blick auf unsere deutsche Flora und Fauna werfen konnte. So sind wir den Tieren mit unseren Kameras mit sehr viel Geduld ganz nahe gekommen. Genau wie den Jägern, die sehr hilfsbereit waren und uns sehr unterstützt haben, als sie verstanden hatten, dass wir keinen Werbefilm für oder gegen die Jagd drehen wollen.

In Ihrem Dokumentarfilm wird der Wolf als ein effizienter Jäger neben dem Menschen vorgestellt. Könnte nicht er den Bestand regulieren?
Wildtiere leben nach Territorien. Ein Reh hat ein kleines Territorium, ein Wolf ein irrsinnig großes. Ein Wolfsrudel wäre nicht in der Lage, den Bestand in solch hohen Quoten zu regulieren, wie sie die unteren Jagdbehörden in den Landwirtschaftsministerien vorsehen. Der Mensch kann aber gut neben dem Wolf existieren. Ob wir Wölfe aber letztlich tatsächlich in unseren Wäldern haben wollen, ist eine Entscheidung, die die Gesellschaft gemeinschaftlich treffen muss.

Ein anderes Tier neben dem Wolf, das eine besondere Stellung im Film einnimmt, ist die Gams.
Ja. Sie lebt hoch in den Alpen, wo im Winter das Gras zugeschneit ist, gelegentlich frisst sie so auch junge Bäume. In den Gebieten, in denen sie lebt, wird seit 30 Jahren ein staatliches Aufforstprogramm betrieben, die sogenannte Schutzwaldsanierung. Es werden Jungbäume im Hochgebirge gepflanzt, die als Schutz vor Lawinen oder Bodenerosion dienen sollen. Aber die Sanierung kommt nicht gut voran. Daher gibt es einen erbitterten Streit – die staatlichen Stellen wollen, dass die Gams dort verschwindet, doch die Jäger wollen sie nicht weiter abschießen. Sie sagen, wenn sie das weiter tun, wird die Gams bald ausgerottet sein. Ein paradoxer Umstand: Die Jägerschaft will eine Tierart schützen, sie tötet das einzelne Tier nicht einfach so. Unser Film ist der erste, der dieses absurde Treiben in unseren Wäldern – ein Politikum – thematisiert.

Angesichts von Klimawandel und Umweltzerstörung – wie sähe Ihr ideales oder vielleicht sogar utopisches Bild von der perfekten Gesellschaft aus, die in Einklang mit Wald und Natur lebt?
Die Frage ist nicht, was mein ideales Bild ist, sondern für welches Modell wir uns als Gesellschaft entscheiden. Da macht es keinen Sinn, dass einzelne Teilnehmer der Debatte stigmatisiert werden – wie zum Beispiel die Jäger. Ich hoffe, dass AUF DER JAGD – WEM GEHÖRT DIE NATUR? einen guten Beitrag leistet, die Diskussion rund um das Zusammenleben von Mensch und Tier in unseren Wäldern auf eine sachliche Ebene zu bringen.

Weitere Infos findet Ihr unter www.wemgehoertdienatur.de und auf der Facebookseite www.facebook.com/wemgehoertdienatur

Weitere spannende Infos und Themen zum Thema Wilde Tiere in unserer Heimat findet Ihr unter www.wildes-bayern.de

Text und Bildmaterial: NFP

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