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Tourbericht und Fotomaterial von Beate Hitzler

Was haben Álvaro de Andres in den Pyrenäen, Erwin Soukup im Kärntner Lesachtal und Vlado Trulík in den Karpaten gemeinsam? Die drei Wanderführer eint vor allem ihr Lebensziel – Heimat bewahren mit sanftem Tourismus. Wer sich von diesen Enthusiasten durch Europas ursprünglichste Hochgebirgstäler und jahrhundertealten Kulturlandschaften führen lässt, genießt fesselnde Natur- und Tierabenteuer, gewürzt mit spannenden Geschichten und Ausflügen in die Geschichte.

Reisetrends, It-Locations, Fernweh-Musthaves, lassen wir doch diesen Urlaubs-Tand links liegen und kümmern uns lieber ums Echte und Unverfälschte, ums Versteckte und Ruhige. Mit Álvaro, Ernst und Vlado gelingt das jedenfalls prächtig.

Hechotal-Bergwanderführer-Álvaro-de-Andres-links-Wanderer-entdecken-mit-ihm-seine-Wahlheimat-in-den-westlichen-Pyrenäen-c-Natours-Reisen

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Durchs Hechotal – Kulturwanderreise durch die Jahrhunderte

Der Spanier Álvaro ist eigentlich Ingenieur für Umwelttechnik und Chemie und hat an der Universität Stuttgart promoviert. „Weil ich aber viel lieber über die Pyrenäen erzähle als über Thermodynamik und es mir mehr liegt bergauf zu schwitzen als im Büro zu sitzen, wurde mir irgendwann klar, dass Reiseleiter und Bergwanderführer der ideale Beruf für mich ist.“ Glück für seine Kunden, denn die entdecken jetzt sieben Tage lang auf alten Gebirgspfaden dieses verwunschene Hochtal „Val d ́Echo“ in den westlichen Pyrenäen.

Hechotal Wandern auf alten Gebirgspfaden die einst Römer und Schmuggler angelegt haben (c) Natours Reisen

Hechotal Wandern auf alten Gebirgspfaden die einst Römer und Schmuggler angelegt haben (c) Natours Reisen

Dort wo einst Römer und Schmuggler unterwegs waren geht es vorbei an romanischen Klöstern, prähistorischen Fundstellen und verlassenen Dörfern. „Unter Pyrenäenkennern ist es eine Art ewiger Geheimtipp“, sagt Álvaro, „mitten in einer der letzten ursprünglichen Hochgebirgslandschaften Europas furcht sich das Tal auf der spanischen Seite in die Zentralpyrenäen, flankiert von Bergriesen wie dem 2.400 Meter hohen Peña Forca.“

Im breiten, sonnigen Tal zeigt er Orchideen, Mandel- und Olivenbäume, erklärt in urigen Dörfern deren markante Landarchitektur aus Naturstein und Holzbalkonen und stellt bei Gesprächen mit Einheimischen uralte Traditionen vor. Dazu die eigene Sprache „Cheso“. Mit ihr erzählen die Bewohner dann davon, warum viele Bergdörfer in der Region verlassen wurden und wie sich das Leben im Tal früher gestaltete. Álvaro kennt aber auch die schönsten Badeplätze für seine Kunden, Gäste und eine ganz besondere Futterstelle: An ihr lassen sich mit etwas Glück hunderte wildlebende Gänsegeier beobachten.

Hechotal Das kleine Berghotel Usón liegt umgeben von hohen Gipfeln auf 1000 Metern Höhe Alvaro_Hotel-300 (c) Natours Reisen

Hechotal Das kleine Berghotel Usón liegt umgeben von hohen Gipfeln auf 1000 Metern Höhe Alvaro_Hotel-300 (c) Natours Reisen

Gewohnt wird im kleinen Berghotel Usón das umgeben von hohen Gipfeln auf 1.000 Metern Höhe liegt. Lucía bringt nur Gerichte aus der Region auf den Tisch, mit saisonalen Zutaten, wann immer möglich sogar aus dem eigenen Gemüsegarten. Imanol, der Hotelier, braut Bier aus reinstem Pyrenäen-Quellwasser, gibt seinen Gästen gerne Einblicke in die heimische Braukunst und lädt zum Bio-Winzer in die Nachbarschaft ein, um dort Weine zu verkosten. Dass diese über jedem Trend erhaben sind, versteht sich von selbst.

Lesachtal Bergwanderführer Erwin Soukup - zeigt Teilnehmern seine Lieblingsorte (c) Natours Reisen

Lesachtal Bergwanderführer Erwin Soukup – zeigt Teilnehmern seine Lieblingsorte (c) Natours Reisen

Lesachtal – naturbelassenstes Hochtal der Alpen

Jahrelang hat Erwin Soukup im Ausland gearbeitet. Bis es den studierten Touristiker und Wanderführer wieder in seine Kärntner Heimat ins abgeschiedene Lesachtal an der Grenze zu Italien zurückgezogen hat – in den Mesnerhof im Bergsteigerdorf Liesing. Ihn bewirtschaftet der Nebenerwerbsbauer und Pensionswirt mit seiner Familie als Wanderbauernhof am Fuße des Karnischen Kamms, weit weg von Stress und Hektik, Verkehrslärm und Touristenmassen: „Ich liebe die Berge als Energietankstelle.

Im Lesachtal bekommt jeder, ob Bergsteiger oder Wanderer Ruhe, Tradition und das Unverfälschte. Zu den 300 Kilometern markierten Wanderwegen zwischen den Zacken des Karnischen Kamms und den Gailtaler Alpen gehören Touren aller Schwierigkeitsgrade, unsere bewirtschafteten Almen und Hütten sind allesamt eine Einkehr wert.“ Immerhin trägt sein Kärtner Idyll aus kleinstrukturierter Berglandwirtschaft und sanftem Tourismus, das sich seit alters her auf die eigenen Ressourcen besinnen musste, die Auszeichnung als ‚naturbelassenstes und umweltfreundlichstes Tal Europas‘. Zu abgeschieden und schwer erreichbar war es bis in die jüngere Zeit.

esachtal-Schroffe-Gipfel-und-der-idyllische-Wolayersee-prägen-das-Tal-in-Kärnten-©-Daniel-ZUPANC_TVB-Lesachtal

esachtal-Schroffe-Gipfel-und-der-idyllische-Wolayersee-prägen-das-Tal-in-Kärnten-©-Daniel-ZUPANC_TVB-Lesachtal

Was Erwin, Vorreiter für sanften Tourismus im Tal, dann seinen Gästen auf vier geführten Wanderungen zeigt, weitet Seele und Herz: Mächtige Gipfel und den idyllischen Wolayersee, seltene südalpine Pflanzen und bunt blühende Bergwiesen, uralte stolze Bauernhöfe, die traditionell bewirtschaftet werden.

Lesachtal-Wanderer-genießen-das-Lesachtal Wanderer genießen das Gefühl die grandiose Natur für sich alleine zu haben ©-Franz-Gerdl_TVB-

Lesachtal Wanderer genießen das Gefühl die grandiose Natur für sich alleine zu haben ©-Franz-Gerdl_TVB-

An den rauschenden Bächen des Tals klapperten einst an die 200 Mühlen. Dass heute alte Traditionen wieder aufleben, erfahren Erwins Gäste entlang des Mühlenwanderweges: Seit den 70er Jahren bereits malen immer mehr Bergbauern ihr Korn wieder in der eigenen Mühle. Und beim Werdegang vom Korn zum Brot lassen sich in den Bauernläden die Backwerke sogleich auch verkosten.

Lesachtal-Urlaubern-werden-lokale-Spezialitäten-serviert-kärntnerische-Küche-–-mit-einem-Hauch-von-Italien-©-www.tinefoto.com

Lesachtal-Urlaubern-werden-lokale-Spezialitäten-serviert-kärntnerische-Küche-–-mit-einem-Hauch-von-Italien-©-www.tinefoto.com

Nach den Wanderungen locken im über 1.000 Meter hoch gelegenen Mesnerhof Sauna, Hot Tub oder Kräuterbad. Und weil Erwin Soukup und seine Familie schon lange nach den Slow Food Kriterien leben, stehen schon zum Frühstück hausgemachtes Brot und Marmeladen, Eier, Milch und Käse vom Hof auf dem Tisch. Abends wird in familiärer Atmosphäre ein Menü mit lokalen Spezialitäten serviert. Und wer wissen will, wie Edelbrände entstehen, den führt Erwin anschließend in die Kunst des Schnapsbrennens ein – mit Verkostung von Verheißungsvollem wie Birnenseele und Gleichgewichtsretter.

Karpaten-Bärenfamilie-Mala-Fatra-C-Vlado-Trulík

Karpaten-Bärenfamilie-Mala-Fatra-C-Vlado-Trulík

Malá Fatra – Auf der Fährte von Bär, Wolf und Luchs

Plötzlich steht er vor uns auf dem Weg. Schnuppert kurz und trottet weiter, tief hinein in den dichten, wilden Wald der Malá Fatra. Kleine Fatra heißt das 55 Kilometer lange Gebirge samt Nationalparkt im Nordwesten der Slowakei, durch das wir gerade wandern.

Südöstlich der Stadt Žilina im Verlauf des Karpatenbogens liegt es, etwa fünf Autostunden von Prag entfernt. Noch können wir es kaum glauben, dass gerade ein Bär vor uns gestanden hat. Und doch bietet der naturbelassene Park mit seinen alpinen Steilwänden, den unberührten Wiesen, Gebirgsbächen, Wasserfällen und skurrilen Dolomit Formationen, Lebensraum für 1000 Braunbären, 500 Wölfe und 600 Luchse.

Karpaten-Mala-Fatra-Naturführer-Vlado-mit-Hund-C-Vlado-Trulík

Karpaten-Mala-Fatra-Naturführer-Vlado-mit-Hund-C-Vlado-Trulík

Wir sind mit Naturführer und Wolfsexperte Vlado Trulík auf Tour, denn mit ihm lassen sich Bären gefahrenlos, manchmal sogar ohne Fernglas, beobachten. Der deutsch sprechende Naturführer und Biologe führt uns bei der Wanderreise mit täglich bis zu 20 Kilometern und Höhenunterschieden von 300 bis 1000 Metern, nicht nur zu den Lieblingsplätzen dieser Raubtiere. Er zeigt seinen Gästen, die hier auch gerne mit ihren Hunden unterwegs sein dürfen, wo Steinadler brüten, wilde Orchideen blühen und die größten Pilze wachsen.

Vlado kennt hier nicht nur jeden Weg, jede Pflanze und jedes Tier, er versteht sich auch mit den Menschen, die abseits der Zivilisation leben und Gäste gerne auf eine frische Milch oder einen Schnaps einladen. Und weil Vlado mit der Umgebung vertraut und bei der Nationalparkverwaltung seit langem bekannt ist, dürfen bei seinen Touren eben auch gut erzogene Hunde sogar weitgehend frei durch den Nationalpark stromern, Fährten finden und Düfte erschnüffeln, die ihnen im deutschen Stadtleben noch nie begegnet sind.

Mensch und Hund wohnen dabei direkt im Nationalpark in der Pension Muran im Dorf Terchová-Stefanova auf 620 Metern Höhe. Selbst hier, von der Terrasse aus, lassen sich per Fernglas Raubvögel, Bären, Hirsche und Rotwildherden beobachten. Abends wird slowakisch gekocht, Lamm am Spieß etwa oder die Nationalspeise Haluschky, Kartoffelspätzle mit Speckgrieben und Schafskäse. Auf der Herbsttour winkt übrigens eine reiche Beute an Pilzen.

Karpaten-Abendessen-C-Vlado-Trulík

Karpaten-Abendessen-C-Vlado-Trulík

Außerdem gibt es dann „Forelle auf Vlados Art“ mit Kräutern und Pilzen gefüllt, zugenäht mit Kräuterhalmen und überm Feuer gegrillt. Neben Käse und Schnaps serviert Vlado dann Geschichten über Kultur und Folklore und einen Vortrag über „die Bedeutung der großen Carnivoren (Wölfe, Bären, Luchse) für die Natur und unsere Gesellschaft – oder warum Wölfe Angst vor Rotkäppchen haben und Bären selten Teddy heißen“.

Spannend was wir von Vlado Trulík lernen, zehn Jahre lang hat er für den bekannten Wolfsexperten und Verhaltensforscher Erik Zimen gearbeitet und nach dessen Tod selbst über die großen Beutegreifer der Slowakei geforscht. Niemand kennt sie besser hier im Revier des Nationalparks Malá Fatra: Beste Voraussetzungen für den nächsten Tag, der uns wieder durch diese wilde, unberührte und einzigartige Mittelgebirgslandschaft im Norden der Slowakei führen wird.

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