Wenn mit Frühlingsanfang die Tage länger und die Sonnenstrahlen kräftiger werden, kommt auch wieder Leben in die Vogelwelt. Überall piepsen, zwitschern und pfeifen nun die Vögel wieder um die Wette. Das muntere Schwätzen der Haussperlinge begleitet uns das ganze Jahr über und stellt damit eine Ausnahme in der Vogelwelt dar. Für viele ist der Spatz ein „Allerweltsvogel“ und seine Gegenwart wird, vielleicht auch wegen seiner ganzjährigen Anwesenheit, als Selbstverständlichkeit hingenommen.
Doch das fröhliche Tschilpen der Spatzen, das einst an jeder Ecke zu hören war, ist in den letzten Jahren mehr und mehr verstummt. Denn es gibt immer weniger Platz für den Spatz. „Den Haussperlingen fehlt es vor allem an geeigneten Nistplätzen an Gebäuden und an Hecken oder Wandbegrünungen als Unterschlupf“, sagt LBV-Gebäudebrüterexpertin Corinna Lieberth. Zum Weltspatzentag am 20. März will der LBV deshalb besonders darauf aufmerksam machen, wie jeder etwas für die Rettung der Spatzen tun kann.
Das Verstummen der Haussperlinge hat verschiedene Ursachen, wie Corinna Lieberth weiß: „Der Verlust von Brutplätzen durch Sanierungen oder Neubauten, die den Spatzen keinen Unterschlupf mehr bieten, wirkt sich negativ auf die Populationen aus. Dazu gehört auch das Verschwinden von Hecken und dichten Wandbegrünungen, die den geselligen Vögeln als Versteck dienen.“ Zusätzlich ist auch die Nahrungsverfügbarkeit wichtig.
Erwachsene Spatzen ernähren sich hauptsächlich von Pflanzensamen, Körnern und Getreide, doch für die Jungenaufzucht sind Insekten unverzichtbar. Insekten entwickeln sich vor allem auf Grünflächen, auf denen man der Natur ihren Lauf lässt und Wildpflanzen ungehindert wachsen können – und die sind zunehmend Mangelware.
Wer dem Spatz etwas Gutes tun möchte, kann neben dem Anbringen von Nistkästen am Haus auch viel im eigenen Garten bewirken. Corinna Lieberth empfiehlt, eine dichte Hecke oder eine blütenreiche Wiese mit einheimischen Wildpflanzen anzulegen. Auch über eine Vogeltränke und einen Staubbadeplatz freuen sich die geselligen Vögel. „Und schon ist eine kleine Spatzen-Oase entstanden und damit die Voraussetzung für ein ganzjähriges Spatzenkonzert geschaffen. Und natürlich nutzen auch viele andere Vogelarten solche Lebensräume und erfreuen uns mit ihrem Gesang – zumindest jetzt im Frühjahr.“
Für Spatzenfreund*innen und solche, die es werden wollen, hält der LBV eine kostenlose Broschüre bereit, die erklärt, wie man Haus und Garten spatzengerecht gestalten kann. Die Broschüre kann man anfordern unter spatz@lbv.de oder 089 20027084.
So monoton manch einem das Tschilpen der Spatzen erscheinen mag: „Für jeden Gemütszustand haben Spatzen unterschiedliche Tonfolgen, so wie auch wir je nach Situation eine andere Tonlage anschlagen“, sagt Corinna Lieberth. Obwohl der Spatzengesang das ganze Jahr über zu hören ist, tschilpen auch sie jetzt im Frühjahr am ausdauerndsten und intensivsten.
Denn jetzt geht es um so wichtige Spatzenthemen wie das Demonstrieren eines Nistplatzes und das Finden einer Partnerin. Dazu kommt der Austausch mit der Gemeinschaft beim gemeinsamen „Singen“ an den Ruheplätzen und später die Kommunikation mit den Jungtieren. Aber auch die Warnung vor Fressfeinden, oder der Ausdruck von Verärgerung und Angst gehört ins Gesangsrepertoire der Spatzen.
Seit 2010 macht der von der indischen Naturschutzorganisation „Nature Forever Society“ ins Leben gerufene Weltspatzentag jährlich am 20. März auf den Rückgang der Spatzen aufmerksam. Und diese Aufmerksamkeit ist mehr als berechtigt – seit 2016 steht der Haussperling in Bayern auf der Vorwarnliste der Roten Liste.
Seit 2016 setzt sich der LBV mit dem vom Bayerischen Naturschutzfonds geförderten Projekt „Der Spatz als Botschafter der Stadtnatur“ für den Schutz der Haussperlinge und anderer Gebäudebrüter wie Mauersegler, Rauchschwalben, Mehlschwalben, Turmfalken und Dohlen ein. Neben kostenloser Beratung zur Aufwertung städtischer Lebensräume für Wildvögel bietet der LBV auch eine Wanderausstellung zu Gebäudebrütern an.
Quelle: LBV