Im Berchtesgadener Land gibt es zahlreiche Kirchen und Kapellen. Fast alle haben eine ganz besondere Vergangenheit und langjährige Geschichte. So wie die kleine Kirche „Maria am Berg“ am Waldrand von Berchtesgaden in Richtung Marktschellenberg.
Maria am Berg – Die kleine Kapelle vom Seimlerberg
Gebaut wurde sie in den Jahren 1929 bis 1932 und zwar nach dem Vorbild der Gnadenkapelle von Altötting und von dem Ehepaar Franz und Sophie Brandner. Im Juni 2017 begannen umfangreiche Sanierungsarbeiten, die nun abgeschlossen sind. Bereits im September 2017 fand zum Kirchweihfest ein Wiedereröffnungsgottesdienst statt.
Heute ist Kardinal Marx höchstpersönlich zu Gast, um den neuen Altar einzuweihen. Der Gottesdienst begann um 10 Uhr. Vor dem Gottesdienst, während der Wandlung und nach dem Gottesdienst haben die Weihnachtsschützen mit ihren Böllern Salut geschossen. be outdoor war natürlich live dabei:
Maria am Berg – Ihre Geschichte
Auf der Webseite „www.stiftsland.de“ findet sich zur Entstehung der kleinen Kirche „Maria am Berg“ folgende Info:
„Der begabte und tatkräftige Bauernsohn Franz Brandner stammte vom Fritzenlehen am Faselsberg bei Königssee und arbeitete im Salzbergwerk. Sophie Maria war die einzige Tochter des Ehepaars Johann und Anna Renoth vom Seimlerlehen in Salzberg. Als Hochzeitsgeschenk trug Franz auf seiner Schulter ein großes Kreuz ins Seimleranwesen. Als Bergrat Maurer 1907 das Gebet vor der Einfahrt in den Berg abschaffen wollte, rief Brandner eine Protestversammmlung der Knappen ein. Er wurde – nur vorübergehend – aus dem Berg entlassen, Das Gebet blieb, Maurer musste gehen.
Nach seiner Rückkehr vom Ersten Weltkrieg als Sanitäter an der Westfront reifte sein Entschluss, der Muttergottes eine Kapelle zu bauen. Zu Beginn der 20er Jahre gründete er einen Kalkofen und baute 1923 die erste Jugendherberge weit und breit. Für seine soziale, aufrechte, mutige Haltung, auch in der Nazi-Zeit, war er bekannt. Nach dem Bau einer Fremdenpension wagte Brandner sich an das Kirchlein. Drei Jahre lang packte er selber als Taglöhner in Handarbeit mit an.
Fast ein Jahr dauerten die Fundamentarbeiten im felsigen Grund. Zwei Ochsen zogen das Baumaterial hinauf. Das Ehepaar kämpfte damals ums Überleben: Wegen hoher Arbeitslosigkeit kamen nur wenige Urlauber. Es wurde noch schlimmer. Sophie Brandner: ‚Sommergäste verließen uns, als sie sahen, dass Vater eine Kirche baut. Dafür würden sie ihr Geld nicht hergeben, sagten sie und fuhren ab.‘
Doch Maria am Berg fand prominente Unterstützer wie Kardinal Michael von Faulhaber. Eigentümer ist seit 1992 der ‚Erzbischhöfliche Stuhl‘. Diese Stiftung bezuschusste die von heimischen Firmen ausgeführten Arbeiten mit etwa 360.000 Euro. Rund 100.000 Euro brachte die Gottesdienstgemeinschaft selber auf. ‚Wir suchen für jeden Sonntag mit Unterstützung der Mesnerin, Gründer-Enkelin Soferl Pfnür, einen Priester und Organisten und zahlen diese selber‘, erklärt Michael Koller, Verwaltungsleiter im ‚Stiftsland Berchtesgaden‘.
Er wohnt in der Nähe und engagiert sich seit 2016 ehrenamtlich als Verwalter für das Gotteshaus. ‚Das ist für uns am Untersalzberg ein bisserl eine Beheimatung.‘ Wie er selbst als Bub, ministrieren auch heute noch die Kinder aus der Nachbarschaft hier, und viele Paare haben hier geheiratet.
Seit 1937 war die Kirche auch geistliche Heimat für die von Adolf Hitler vom Obersalzberg vertriebene Bevölkerung. Zwei Priester prägten diese Oase des Glaubens: der letzte Kurat vom Obersalzberg, Prälat Dr. Johannes Baumann, und Salesianer-Pater Franz Mandl, Kriegsflüchtling und lange Präses der Kolpingfamilie Berchtesgaden.
Ihre Haushälterinnen Hedwig und Marianne, Töchter der Erbauer, banden ihre Nichte Soferl Pfnür schon früh in die Sorge für die Kapelle ein. Da ein Bruder der Mesnerin, Prof. Dr. Vinzenz Pfnür, vor seiner Tätigkeit als Theogieprofessor in Münster Assistent von Prof. Dr. Joseph Ratzinger war, traf sich der Ratzinger-Schülerkreis öfter in Maria am Berg und kehrte dann im Café von Soferl Pfnür ein. Beider Bruder Josi arbeitet wie Soferl ganz im Hintergrund rund um die Kirche und hält alles in bester Ordnung“. Quelle: Stiftsland.de
Renovierungsarbeiten
Die Renovierungsarbeiten waren recht umfangreich. So wurden das Schindeldach und die Außenfassade erneuert, der Vorplatz samt Brunnen neu gestaltet und auch ein barrierefreier Zugang ist entstanden. Die neue Nachtbeleuchtung die modernisierte Heizungsanlage werden mit „hauseigenem“ Sonnenstrom gespeist, der von der Photovoltaikanlage auf dem Dach der Kirche kommt. Auch im Inneren wurde einiges renoviert, so zum Beispiel die Raumschale, ein Teil der Einrichtung und der liturgischen Geräte.
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Weitere Bilder folgen…
Kardinal Reinhard Marx weiht Volksaltar ein
Zum Abschluss der umfassenden Renovierungsarbeiten weihte Kardinal Reinhard Marx im Rahmen eines Sonntagsgottesdienstes heute den neuen Volksaltar ein. Der Gottesdienst inklusive der Altarweihe mit Kardinal Reinhard Marx wurde musikalisch von den Kirchenchören Maria am Berg und Au gestaltet. Danach ist auf dem Kirchenvorplatz Gelegenheit zur Begegnung mit dem Kardinal im Rahmen einer kleinen Agape.
Besucher werden gebeten, nicht mit dem Pkw bis zur Kirche zu fahren. Parkmöglichkeit ist am Hotel Seimler. Von dort kann man entweder über die Stufen oder den Fahrweg zu Fuß hinauf gehen oder den Shuttleservice nutzen, der ab 9:30 Uhr angeboten wird.
Weitere Infos über die Kapelle „Maria am Berg“, findet Ihr unter stiftsland.destiftsland.destiftsland.de
Bildquelle: mapio.net