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Einbeinig vom Lago Maggiore durch den Val Grande Nationalpark auf die hochalpinen Gipfel im Monte Rosa Massiv

Jacqueline Fritz (35), Bergsportlerin und Kletterin im Paraclimbing-Nationalkader, hat es schon wieder getan: Sie hat ihre eigenen Grenzen verschoben, ihre Komfortzone verlassen und sich einen langersehnten Berg-Traum erfüllt.

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Mit Begleithund Loui und Kameradin und Kamerafrau Laila Tkotz (29) gelang ihr im Juli 2020 die Durchquerung der norditalienischen Alpen und die Besteigung des Monte Rosa Massivs. Erneut in ihrem bewährten Stil ohne Prothese und Hilfsmittel.

Alle Zeichen standen auf Grün, als die beiden Frauen und Hund Loui am 12. Juli 2020 nach Italien aufbrachen. Das Wetter war hervorragend gemeldet, die Grenzen standen wieder oen und die Hütten waren gebucht.

Endlich sollten sie beenden können, was ihnen im August 2019 wegen Schlechtwetters verwehrt blieb: Die Durchquerung und Besteigung der norditalienischen Alpen und der angrenzenden Walliser Alpen. Aber der Reihe nach.

Sommer 2019: Gewitter im Paradies

Den Startpunkt ihrer Expedition markierte die Stadt Verbania am Westufer des Lago Maggiore auf 193m Seehöhe. Von dort bahnten sich Jacqueline, Laila und Loui auf verlassenen, alten Wegen ihre Route durch den spärlich erschlossenen Nationalpark Val Grande und bekamen einen Vorgeschmack auf das erhöhte Abenteuer im Hochgebirge.

Insgesamt 1,5 Wochen lebten sie im Expeditionsstil vollkommen autark im Zelt; mit im Gepäck: Verpflegung, Ausrüstung, Foto-Equipment und natürlich Proviant für Hund Loui.

Gewitterbedingt fand der Trip in Macugnaga ein jähes Ende. Aus einer kurzen Wartepause wurden schnell drei Wochen dauerhaften Schlechtwetters, das den Aufstieg ins Hochgebirge nicht zuließ und einen Abbruch der Expedition erzwang. Mit nur circa 70 gesammelten km aber knapp 5000 Höhenmetern kehrten Jacqueline, Laila und Loui am 24. August 2019 nach Deutschland zurück. Häkchen hinter ihr langersehntes Projekt setzen: Monte Rosa ist nicht länger ein rosaroter Traum.

Sommer 2020: 5 Mal Gipfelfreu(n)de

Da ein Aufstieg von Macugnaga coronabedingt nicht möglich war, konnten sie ihre Route von 2019 nicht 1:1 fortsetzen und starteten am 12. Juli stattdessen in Alagna Richtung Hochgebirge. In einer Höhe von circa 2500m lebten sie die ersten Tage autark im Zelt und nutzen die Zeit zur Akklimatisation, bevor sie das im Aostatal liegende Rifugio Capanna Giovanni Gnifetti (3647 hm) erreichten, wo sie auf die beiden lokalen Bergführer Andrea Pierettori und Nicola Degasparis trafen, die ihre Seilschaft komplettieren sollten. Von nun an zu fünft stiegen sie über den Lysgletscher zur höchsten Hütte Europas, der Margheritahütte auf; ein teils schwieriger, sehr schmaler Weg, der sie aber mit einer traumhaften Gletscherkulisse belohnte.

Das spektakulär gelegene Schutzhaus auf dem Gipfel der Signalkuppe 4.554m) ist Ausgangspunkt zahlreicher Hochtouren der Walliser Alpen, darunter auch die Dufourspitze mit 4.634 Metern und damit dem höchsten Gipfel der Schweiz. Bereits am nächsten Tag sollte genau dieser gewaltige Berg das Ziel von Andrea, Nicola und Jacqueline werden, weswegen die beiden Bergführer sogleich Fixseile anbrachten, um der Seilschaft den Auf- und Abstieg zu erleichtern.

Laila und Hund Loui pausierten und auch Jacqueline nutzte diese Stunden zum Ausruhen. Vor allem ihre Schultern und Arme brauchten Erholung nach tagelangem Bergsteigen auf Krücken.

Morgens um 6 Uhr ging es los. Sie hatten ein knappes Wetterfenster und nur diesen einen Versuch auf einen Gipfelsieg. Die Chancen ihn zu erreichen standen auf Halbmast, denn schon für den frühen Nachmittag war starker Nebel angekündigt, der eine Umkehr bedeuten würde. Tatsächlich zog nach circa 3/4 der Strecke der befürchtete Nebel auf und sie mussten abbrechen, da sie noch den langen Rückweg mit dem Abbau der Fixseile vor sich hatten.

Ein klein wenig wehmütig mussten sie die Dufourspitze hinter sich lassen, nutzten die Folgetage aber für die Besteigung von insgesamt fünf Viertausendern und Jacqueline kann nun endlich ein Häkchen hinter ihr langersehntes Projekt setzen:

Monte Rosa ist nicht länger ein rosaroter Traum. Bestiegene Gipfel

Über Jacqueline Fritz

Jacqueline Fritz, 35 ist eine deutsche Bergsportlerin und Kletterin, die nach einem Ballettunfall und mehreren missglückten Operationen im Alter von 24 Jahren ihr rechtes Bein verlor. Die Berge und der Sport schenkten ihr den nötigen Lebensmut und sind mittlerweile zu ihrem neuen Lebensmittelpunkt geworden.

Innerhalb weniger Jahre etablierte sie sich zu einer anerkannten Athletin und klettert heute im deutschen Para Nationalkader, wo sie im Sommer 2019 Bronze für Deutschland geholt hat. Bekannt wurde sie durch ihre einbeinige Überquerung der Alpen, die Besteigung der Seven Summits im Stubaital und ihrer geglückten Idee, einbeinig auf Skitour zu gehen.

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Jacqueline Fritz war 15 Jahre alt, tanzte Ballett und liebte die Bewegung, als ein normaler Bänderriss ihr Leben veränderte: Bei der Behandlung kam es zu Komplikationen. Insgesamt acht ungewisse Jahre im Krankenhaus mit diversen Behandlungen führten dazu, dass der gebürtigen Pfälzerin das rechte Bein amputiert werden musste.

Jacqueline verlor ihren Lebenswillen, bis sie bei einem der vielen Reha-Aufenthalte etwas entdeckte, das ihr neuen Mut machte: Die Berge! Sie begann zu wandern und erreichte schon bald ihr erstes großes Ziel: Eine Überquerung der Alpen von Garmisch nach Meran mit Krücken und ohne Prothese. Diese 312 Kilometer und 35.000 Höhenmeter markieren den Anfang für ihren Weg zur professionellen Bergsportlerin: Heute ist Jacqueline (34) Mitglied der deutschen Paraclimbing-Nationalmannschaft, hat die Seven Summits in den Stubaier Alpen bestiegen und im Winter 2019 das Skifahren erlernt.

(c)bergauf_Bergab_BR_Fernsehen_Jaqueline_Fritz - Screenshot

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TV-Magazin „Bergauf Bergab“ auf Skitour mit Jaqueline Fritz

Das TV-Magazin „Bergauf Bergab“ hat Wintersport-Neuling Jacqueline bei einer Skitour in den Stubaier Alpen begleitet und staunte nicht schlecht über ihre einbeinige Spitzkehrentechnik.

Ein fast normaler Sonntagmorgen im Ötztal: Am Wanderparkplatz Niederthai treffen sich vier Männer, zwei
Frauen und zwei Hunde für ein Skitouren-Wochenende in den Stubaier Alpen. Als Stützpunkt dient die
Schweinfurter Hütte auf 2028 m Höhe. Die 2017 renovierte DAV Hütte hat knapp 50 Schlafplätze und nette
Wirtsleute servieren zünftiges Essen für all die Abenteurer, die rund um die Hütte auf Berghungrige warten.

Soweit, so normal. Ein bisschen anders ist diese Gruppe aber dann doch. Zwei Kameramänner sind dabei, einer mit Ton-Angel und dann noch die junge Frau mit nur einem Bein: Jacqueline Fritz. Die 34-jährige Pfälzerin hat nach einer missglückten Bänderriss-Operation ihren rechten Unterschenkel verloren und sich durch Fleiß, Eifer und Willen zur ernstzunehmenden Bergsportlerin gemausert. Das TV-Bergmagazin Bergauf Bergab rund um Moderator und Redakteur Michi Düchs will sie näher kennenlernen und zeigt, dass Bergsport – wie so vieles – eine Frage der Übung und der mentalen wie physischen Stärke ist.

Kurze Nacht und steile Rinnen

6,4 Kilometer und 743 Höhenmeter später erreichen die sechs ihr für den Tag angepeiltes Ziel und stärken sich auf der Hütte. Da es für einen gemütlichen Hüttenabend noch zu früh ist, beschließen sie, die Bedingungen für die geplante Besteigung des Kuglater Schrofen zu erkunden.

Anders als erhofft, warten recht schwierige Verhältnisse auf die Tourengeher und vor allem Jacqueline kämpft mit dem weichen Untergrund und sinkt bei jedem Schritt 40-50 Zentimeter ein. Nach 200 kräftezehrenden Höhenmetern beenden sie ihre Eingehtour und beschließen, am nächsten Morgen sehr früh zu starten.

Nach der kurzen Nacht starten sie bei noch gefrorener Schneedecke erneut Richtung Kuglater Schrofen. Die Verhältnisse sind besser als am Vortag und das herrliche Wetter animiert das Team zusätzlich. Schnell wählen sie eine schönere, wenngleich steilere Aufstiegsspur und genießen das Gipfelpanorama. Angezogen von unverspurtem Pulverschnee entscheiden sie sich für die Abfahrt durch eine steile Rinne.

Für Jacqueline eine neue Erfahrung, die sie mit Kreativität und Mut meisterte: „Da ich am Anfang der Rinne keine Schwünge fahren konnte, setzte ich mich kurzerhand hin, setzte den Ski um und fuhr geradeaus weiter. Das wiederholte ich circa 3-4 Mal und fuhr so die Rinne im Zickzack, bis ich ohne weitere Probleme das Gelände sauber und flüssig abfahren konnte. Ich war mehr als stolz, als wir an der Hütte ankamen.“

Mehrtägige Skidurchquerung im Mai

Das sind Erfahrungen, die Jacqueline immer wieder macht: Tipps und Regeln, die für „normale“ Bergsportler gelten, sind nicht automatisch 1:1 auf gehandicapte Athletinnen und Athleten anwendbar. So bleibt nur Trial und Error und der nötige Wille. Und den hat sie und plant auch schon ihr nächstes Abenteuer: Im Mai will Jacqueline mit dem Freeride Profi Jochen Reiser auf eine mehrtägige Skitour aufbrechen. Im Herbst soll der Film dazu erscheinen und Mut machen, dass alles möglich ist – auch wenn die Wege zum Ziel manchmal ungewöhnlich sind.

Erstaustrahlung im Bayerischen Fernsehen

Über Jacqueline Fritz

Jacqueline Fritz (34) ist seit Kindestagen an sportlich und sehr vielfältig unterwegs: Ballett, Luftgewehr schießen, Schwimmen oder Reiten. Sie lässt nichts aus und ist immer offen für Neues. Daran hat sich auch seit dem 21.04.2008 nichts geändert, als die Ärzte – 8 Jahre nachdem sie sich beim Tanzen einen Bänderriss zugezogen hat – final entscheiden, ihren Unterschenkel zu amputieren.

Knapp 12 Jahre später ist ihre Liebe zum Sport und der Bewegung größer denn je und ihr „Brot-Job“ als Grafikerin rückt immer mehr in den Hintergrund. Ihre neue berufliche und private Heimat sind die Berge: 2016 überquert sie die Alpen, 2018 erklimmt sie die Seven Summits im Stubaital und lernt 2019 das Skifahren. Als einzige Frau im Paraclimbing Nationalkader bestreitet sie regelmäßig internationale Kletterwettkämpfe – darunter die Paraclimbing WM in Briancon (F), wo sie im Juli 2019 Bronze für Deutschland holt!

Hier geht´s zum Beitrag im BR Fernsehen…

Weitere Informationen findet Ihr unter:

Quelle: Monika Ludwig www.redetundrennt.de

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