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29. Dezember 2017 | Lesezeit ca. 4 Min.

Bilche – Die unermüdlichen Schlafmäuse

Und weiter geht´s mit unserem Forum Wildtiere und den heimischen Tieren. Wer kennt die Bilche?
Während Hirsch und Steinbock im Winter im Stehen schlafen, huschen die kleinen Schneemäuse unter der Schneedecke genauso munter durch den Winter wie die Schneehasen. Ganz im Gegenteil zu den Bilchen. Habt Ihr von denen schon einmal etwas gehört?

Die Bilche dagegen machen ihrem Namen – sie gehören zur zoologischen Gruppe der „Schlafmäuse“ alle Ehre und machen sich ebenfalls schon früh im Herbst zum Winterschlaf bereit. Der Gartenschläfer hat gezielt seit September sein Winterdomizil ausgebaut. Er ist der bunteste von allen Bilchen: der Rücken rötlich-braun, Flanken und Bauch weiß und eine schwarze Gesichtsmaske. Dieser nächtliche Kobold erhebt sich täglich pünktlich aus dem Nest und huscht durch sein Revier. Immer wieder verharrt er minutenlang still, bevor er weiter von Ast zu Ast huscht. In äußerster Gefahr trennt er sich beherzt von seinem Schwanz – aber nur von der Haut. Die reißt an einer Sollbruchstelle ab, während das nackte Schwanzskelett zurückbleibt und später vertrocknete und abfällt.

Haselmaus_DieterStreitmaier_Natur_Wildstation_Kaernten.at

Die Haselmaus (c) Dieter Streitmaier Natur-Wildstation Kaernten.at

Leckermäulchen

Im Sommer war sein Appetit rekordverdächtig: Insekten, Spinnen, Schnecken, kleine Echsen, Vögel und sogar Mäuse vertilgt der Gartenschläfer. Er ist zwar nicht so bekannt wie der Siebenschläfer, doch wahrscheinlich weiter verbreitet, auch in Bergwäldern bis über 2000 m. Wie die anderen Bilche gehören gute Ortskenntnisse zum Überlebensprogramm. Die Wege durch das Streifgebiet werden zusätzlich noch mit Kot und Urin markiert. So kann der Gartenschläfer zielstrebig über Kilometer weit zurück zu seinem Nest finden. Die Muttertiere haben davon nicht nur eines. Bei der geringsten Störung im Umfeld transportieren sie die kleinen Bilche in sichere Zweit- oder Drittnester.

Alle Bilche sind Garantieträger – wo sie vorkommen, sind Wälder vielfältig und artenreich. Sobald die Standorte dunkler werden oder verdichten, oder Straßen sie zerschneiden, verschwinden sie. Offene Flächen können sie kaum überwinden. Gut besonnte Waldränder, lichte Bergwälder und bunte Hecken sind der Lebensraum von Siebenschläfer bis Haselmaus.

Dieser daumengroße Bilch gleicht in seinem Äußeren einer Maus, ist jedoch im Inneren ganz anders gebaut. Ausgesprochen standorttreu kann er keine Massenvermehrungen bei gutem Nahrungsangebot aufweisen, seine Populationsdichten bleiben konstant und niedrig bei weniger als 10 Tieren je Hektar. Dafür ist seine Lebenserwartung ein Vielfaches von dem einer echten Maus. Bis zu sechs Jahre kann die Haselmaus alt werden. Auch sie fühlt sich am wohlsten in jungen Laub- und Mischwälder, Hecken, Auwäldern und Gebüschen bis hinauf zur Baumgrenze, mit wenig Durchforstungen und Wegebau.

Winterschlaf geht rund ums Jahr

Bilche können nicht nur Winterschlaf zum Haushalten mit der Energie im Lebensraum. Wird der Sommer zu trocken und heiß oder in langen Regenwochen zu kalt, fallen besonders die kleinen Bilche gelegentlich in den „Sommerschlaf“. Dabei verringern die Tiere ihren Stoffwechsel und die Körpertemperatur. Sie rollen sich zu einer kleinen Kugel zusammen und decken sich mit dem Schwanz zu.

In diesem Zustand überdauern sie Schlechtwetterperioden ohne zu sehr von den eigenen Körperreserven zu zehren. Weibchen können sich im Frühjahr und Sommer dieses Spar-Verhalten weniger oft leisten als Männchen. Haben sie Nachwuchs zu versorgen, müssen sie auch an kühlen Tagen aktiv bleiben. Dementsprechend hoch sind in manchen Jahren die Verluste beim Nachwuchs. Denn im kurzen Sommer müssen sie ihr Körpergewicht verdoppelt haben, um winterfit zu werden.

Weitere spannende Infos über die Tierwelt um uns herum findet Ihr auch unter www.natur-wildstation-kaernten.at

Text: Dr. Christine Miller
Bildmaterial: Dieter Streitmaier Natur-Wildstation Kaernten.at


Petra Sobinger
petra.sobinger@be-outdoor.de
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