Wer aus Berchtesgaden kennt ihn nicht? Den sympathischen Verserlschreiber Manfred Jüstel? Sein Name ist in Berchtesgaden fest verbunden mit dem Buchtitel: „Laß da Zeit, sitz di hi“. Rund zwanzig Jahre ist es her, dass der Verserlschreiber sein erstes Buch auf den Markt gebracht hat. „Ich wollte immer schon mal so ein Buch schreiben und dann war es damals einfach soweit“, so Manfred Jüstel im Gespräch mit BGLand24.de .
Nun ist sein zweiter Band erschienen. „Grad wia im Leb’n“ soll die Berchtesgadener erneut zum Schmunzeln und Nachdenken anregen. „Seit guat 30 Joah bi‘ i dabei, bei da Verserlschreiberei“, so startet er in seinem ersten Gedicht. Und gibt seinen Lesern damit schon auf den ersten Seiten einen Einblick, wie er überhaupt zum Schreiben gekommen ist und wie seine Gedichte entstehen.
„Angefangen hat eigentlich alles mit den Weihnachtsfeiern im Sportverein. Und zwar mit den Verserln, die ich als Nikolaus über meine Mitspieler dichten musste“, so der Berchtesgadener. Inspiriert haben ihn dabei Anekdoten aus dem gemeinsamen Hobby, dem Fussballspielen.
Hat er die ersten Verserl noch auf Hochdeutsch gedichtet, wechselte er dann recht schnell in seine Muttersprache und dichtete fortan nur noch in Mundart. „Mir fallen eigentlich bei jeder Gelegenheit neue Verserl ein“, so Jüstel. Und ergänzt: „Beim Joggen, nachts im Bett oder einfach so über Tag. Darum habe ich eigentlich immer Papier und Stift dabei“.
Schreiben kann man laut Jüstel über alles, es muss einem nur etwas einfallen. Wie schwer oder leicht das fällt, hängt aber auch immer mit der jeweiligen Lebensphase zusammen. Manchmal geht einfach auch mal nichts und manchmal jede Menge. Man muss halt mal ein Verserl auch erwarten können.
Über die „Schreibe“ der Mundart
Nicht immer ganz so einfach und eine echte Herausforderung bei der Mundartdichterei, ist allerdings die Schreibweise. Bei den ersten Verserln hatte Manfred Jüstel darum Unterstützung von Franz Rasp. Denn schließlich sollten die Leute beim Lesen ja sagen: „Ja – genauso reden wir!“
Entscheidend für die richtige Schreibweise ist für den Verserlschreiber, wie er liebevoll im Freundeskreis genannt wird, auch wie ein Wort ausschaut. „Ich habe manchmal meine ganz eigene Schreibweise. Manchmal gefällt mir ein Wort einfach auf eine bestimmte Art besser, wie man es vielleicht ansonsten kennt.
Aber verglichen mit dem Hochdeutschen, wo die Schreibweise wesentlich strenger vorgegeben ist, ist man in der Mundart einfach ein wenig flexibler“.
Von lustig bis zeitkritisch
Genau wie im ersten Band, sind auch die Themen im zweiten Verserlbuch vielfältig. Von lustig bis nachdenklich ist alles dabei. So finden sich Gedichte über die unterschiedlichen Jahreszeiten und Märchenerzähler, Bücherwürmer und die Tierwelt wie über den Kanarienvogel „Unsa Lumpi“ – sogar ein Friedhofsgedicht findet sich oder zeitkritische Verserl wie “ ’s brecket“.
Diejenigen, die das erste Werk von Buch von Manfred Jüstel kennen, wird der Vers „A Draam“ bekannt vorkommen.
„I hab oft Gedank’n, de red i net aus“
Aber nicht alles, was ihm so einfällt, ist auch für die Öffentlichkeit gedacht. Jüstel möchte zwar auch die ein oder anderen Missstände aufzeigen, aber keinesfalls mit erhobenem Zeigefinger schreiben. „Und preisgeben braucht man auch nicht alles, denn die Leute können auch viel aus den Verserln rauslesen“, erläutert der Berchtesgadener.
Das Abschlussgedicht ‚Gedank’n‘ soll dieses zum Ausdruck bringen, heißt es doch da drin „I hab oft Gedank’n, de red i net aus, de ghern mia alloa, koa Verserl wead draus“.
„Jetzt oder nie“
So lautete sein Startschuss zum zweiten Buch. Entstanden ist es mit tatkräftiger Unterstützung einer Berchtesgadener Druckerei und seinem Freund und Kollegen Alphons Zuhra, der die Zeichnungen erstellt hat.
Das „Biacherl“ ist für 9,90 Euro beim Autor persönlich unter der Adresse manfred.juestel@gmx.de erhältlich, sowie in allen Buchhandlungen und zahlreichen Geschäften in Berchtesgaden und in den Außengemeinden. Die Auflagenstärke beträgt 1.000 Stück.