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1. November 2012 | Lesezeit ca. 4 Min.

Seewand Österreich

Jeder, der sich ein wenig mit Klettersteigen auskennt, der kennt auch den Ruf, der dem Klettersteig Seewand vorauseilt. Dem Steig oberhalb von Hallstatt wird nachgesagt, dass er der schwierigste, längste und ausgesetzteste Klettersteig Österreichs ist, vielleicht sogar der ganzen Alpen. Von vielen gefürchtet, aber auch von fast genauso vielen sehnlichst gewünscht zu bezwingen, stand auch für uns dieser Steig ganz oben auf unserer Liste – bereit zur Eroberung.


Zustieg

Vom Parkplatz in Obertraun direkt am Seeufer des Hallstätter Sees, erreichen wir nach circa vierzig Minuten den Einstieg in den Steig. Hier finden sich nicht nur eine Tafel, die auf den Einstieg in den Klettersteig Seewand hinweist, sondern auch diverse lesenswerte Infos über den Steig bietet, die es sich lohnt vor Antritt zu Gemüte zu führen.

Einstiegswand direkt zu Beginn

Zunächst führt uns eine steile Einstiegswand (C-D) in relativ flaches Gelände. Aufgrund der anhaltenden Hitzeperiode ist die Erde trocken und gut begehbar. Nach Regentagen muss man hier aufpassen, dass man an den Graspolstern richtigen Halt hat und nicht ausrutscht. Es folgt ein Zick-Zack-Kurs die Wand hoch, der aber dank diverser Trittstifte gut begehbar ist. Die beiden folgenden Überhänge, die auch als sogenanntes Doppeldach (D/E) bezeichnet werden, bilden nur den Anfang zu einem nun folgenden anspruchsvollen Steilaufschwung (C-D). Im weiteren Verlauf geht das Gelände steil aber nicht mehr ganz so schwierig weiter und kann recht gut begangen werden.

Pausenmöglichkeit im Notunterstand

Ein kleine Grotte, die auch als Notunterstand genutzt werden kann, trägt den Namen „Seit 1881“. Hier findet man auch zahlreiche, in den Fels eingemeißelte Namen von Treibern, die das Wild bei der kaiserlichen Jagd teils bis hier rauf getrieben haben. Auch erfahrene Kletterer sollten diese Stelle für eine kleine Rast nutzen, denn sowohl der zweite Teil, als auch die Schlüsselstelle ganz am Ende werden nochmal extrem anstrengend und kräfteraubend. Es folgt ein knackiger Aufstieg (C-D) und im Folgenden zu einem fast senkrechten Wandabschnitt, der durch seine vielen Trittstifte nicht zu unrecht von vielen Kletterern auch Igel genannt wird. Im weiteren Verlauf führt uns angenehm leichteres Gelände zum nächsten Abschnitt, dem Putz Band. Dieses verläuft über größtenteils recht ausgesetztes Gelände zum Steigbuch zu dem Anfang des 100-Meter-Pfeilers.

Schlüsselstelle

Den Armen zuliebe macht es Sinn, sich nochmal eine kurze Pause zu gönnen, denn der nun folgende erste Aufschwung (E) gilt zurecht als sogenannte Schlüsselstelle des Steigs. Der letzte Teil des Pfeilers (D-E) verläuft wieder ein wenig einfacher, wartet aber doch immer wieder mit dem ein oder anderen Aufschwung auf. Die letzten Meter bis zum Ausstieg führen über fast schon kindertauglichen Lehmboden und dienen bereits schon wieder der Erholung.

Fazit:

Anfänglich ist dieser Klettersteig recht leicht, es kommen aber immer wieder schwierigere Stellen vor, die letztendlich doch recht anspruchsvoll sind. Aufgrund seiner Länge von 1.350 Metern benötigt man eine gute Kondition und sollte unbedingt Klettersteigerfahrung haben. Ambitionierte Sportklettersteigliebhaber kommen hier definitiv auf ihre Kosten, Gelegenheitskletterer sind hier fehl am Platze, auch wenn es immer wieder Rastmöglichkeiten zum Durchschnaufen gibt. Wir brauchten circa dreineinhalb Stunden bis zum Ausstieg, inkl. einer Pause von circa dreißig Minuten.

Ein schöner Abschluss zu dieser Tour ist die wohlverdiente Pause auf die Gjaidalm, die direkt auf dem Weg zur Gondel liegt. Das wohlverdiente Bier schmeckt hier nach erfolreich absolvierte Tour besonders gut und wie viele andere haben wir uns nach diesem Steig ohne schlechtes Gewissen für die Gondelfahrt ins Tal entschieden. Wirklich faszinierend ist der ständige Ausblick auf den azur-blauen Hallstätter See, dessen Anblick zumindest einen Teil der Strapazen mindert.

Text: Lisa A.

Fotos: Lisa A.


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