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15. Januar 2019 | Lesezeit ca. 4 Min.

Notfallplan gegen das große Sterben im Bergwald

Angesichts der massiven Verluste von Reh-, Gams- und Rotwild im bayerischen Berggebiet fordern Natur- und Tierschutzvereine im Schulterschluss ein sofortiges Jagdverbot im Bergwald und Akuthilfe.

Die plötzlich einsetzenden, massiven Schneefälle der vergangenen Woche haben ein weißes Leichentuch über die Wälder und Berggebiete der Alpen gelegt. Gerade die langbeinigen Pflanzenfresser stecken zum Teil wie einbetoniert in den nassen Schneemassen fest, ohne Chance irgendwie Nahrung zu erreichen.

Rotwild in Not (c)Christoph Burgstaller

Rotwild in Not (c)Christoph Burgstaller

Deshalb haben in einer ungewöhnlichen Allianz zwei Tierschutz- und zwei Naturschutzvereine einen Eilantrag an Regierung und Ministerium gestellt. Mit von der Partie sind der Deutsche Tierschutzbund (DTB), Landesverband Bayern, der Bund gegen Missbrauch der Tiere (bmt) und der Verein für Landschaftspflege und Artenschutz in Bayern (VLAB). Die Federführung übernahm der Verein „Wildes Bayern“.

Unsere Forderungen sind klar und zielgerichtet, da gibt es kein Verhandeln, so Dr. Christine Miller, Vorsitzende des Wilden Bayern:

  • Sofortige Einstellung der Jagd im Berggebiet
  • Anordnung von Sofortmaßnahmen zur Linderung der Not von Wildtieren im Berggebiet und
  • Keine erneute Bejagung, bevor nicht ermittelt wurde, wie es den überlebenden Tieren geht

„Es darf 2019 kein Schuss im Berggebiet fallen, bevor nicht klar ist, wie es den Wildtieren geht!“ Das große Sterben ist zum Teil hausgemacht. Im Staatsforst haben die Betriebsleiter die Fütterung von Rehwild verboten, sogar in den Gebirgslagen. Die Rotwildfütterungen wurden teilweise ersatzlos aufgelöst. Dort, wo noch Fütterungen betrieben werden, dürfen die Forstangestellten erst spät mit der Fütterung beginnen. Nach den massiven Schneefällen der vergangenen Tage stecken die Tiere jetzt oft in höheren Lagen fest und können sich nicht mehr zu den wenigen Futterstellen durchkämpfen.

Rotwild in Not (c)Christoph Burgstaller

Rotwild in Not (c)Christoph Burgstaller

Neben dem individuellen Leid, das die entkräfteten und erschöpften Tiere jetzt erleben, geht es beim Gamswild buchstäblich ums Ganze. Denn seit Jahren warnen Experten davor, dass die Bestände immer kleiner werden und ein Kollaps zu befürchten ist. Die kleinen Rudel wurden systematisch durch einen massiven Jagddruck aufgerieben. Besonders schlimm ist dabei, dass die Gams in ihren wichtigen Überwinterungsgebieten den ganzen Winter hindurch geschossen wird. Genau in diesen Wintereinständen von Berchtesgaden bis Sonthofen wird seit Jahren die Schonzeit aufgehoben. Dazu kamen bereits im vergangenen Jahr schwere Verluste durch den langen Winter. „Ich gehe davon aus, dass wir die Jagd auf Gamswild, für mindestens ein oder zwei Jahre komplett einstellen müssen, damit diese geschützte Tierart überhaupt noch überlebt,“ so Miller.

Notfallmaßnahmen müssen aber auch für andere besonders notleidende Wildarten ergriffen werden, wie zum Beispiel viele Greifvögel und Raufußhühner. „Wir haben den Tieren immer mehr Lebens- und Rückzugsräume genommen“, pflichtet auch Tessy Lödermann, die Vizepräsidentin des DTB, Landesverband Bayern, bei. „Jetzt müssen wir ihnen helfen, damit sie nach dieser Schneekatastrophe in unserer Kulturlandschaft  überleben.“

Sogar die Bundeswehr steht Gewehr bei Fuß um in den unzugänglichen Gebieten Heu auszubringen. In den Hochlagen sind die Tiere sehr oft in den Schneemassen gefangen, weil mit sogenannten Kirrungen, die man aus jagdlichen Gründen anlegte, verhindert wurde, dass sie rechtzeitig in tiefere Gebiete zogen. „Soweit ich weiß, haben die Staatsforsten jedoch die Hilfe der Bundeswehr abgelehnt. Wenn dadurch jetzt unnötig Tiere verhungern, werden wir die Verantwortlichen zur Rechenschaft ziehen!“ so Miller. „Sollte unser Eilantrag – und die akute Nothilfe für unsere Wildtiere – nicht berücksichtigt werden, werden wir wohl die Frau Staatsministerin persönlich davon überzeugen müssen, dass zu Bayern auch Wildtiere gehören und die Regierung und ihre Forstbetriebe sich auch mal etwas anstrengen müssen um diesen landeskulturellen Schatz für künftige Generationen zu erhalten.“

Weitere Informationen zum Eilantrag und Aktivitäten des „Wilden Bayern e.V.“ findet man auf der Webseite: www.wildes-bayern.de sowie auf www.facebook.com/wildesbayern

Quelle: Wildes Bayern e.V.


Petra Sobinger
petra.sobinger@be-outdoor.de
Alle Beiträge von Petra Sobinger | Website

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