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4. September 2025 | Lesezeit ca. 13 Min.

Bormio entdecken: Zwischen Stilfser Joch, Geschichte und Genussmomenten

Ankunft in den Alpen

Es gibt Orte, die sich schon bei der Anreise tief ins Gedächtnis einprägen – und Bormio gehört zweifellos dazu. Eingebettet in die majestätische Kulisse der italienischen Alpen liegt dieser Ort wie ein verborgenes Kleinod, das man erst nach einigen Kehren und Pässen erreicht.

Wer über das legendäre Stilfser Joch nach Bormio kommt, erlebt nicht nur eine der spektakulärsten Bergstraßen der Welt, sondern auch ein Stück alpiner Geschichte. 48 Kehren schrauben sich von der Südtiroler Seite hinauf, bevor man in eine Landschaft eintaucht, die zugleich wild, unberührt und voller Geschichten ist.

Neben dem Stilfser Joch, das mit 2.757 Metern Höhe zu den höchsten asphaltierten Alpenpässen zählt, sind es auch der Gaviapass und der Mortirolo, die Bormio zu einem Dreh- und Angelpunkt für Bergfreunde machen. Jeder dieser Pässe erzählt seine eigene Geschichte – mal als legendäre Etappe des Giro d’Italia, mal als uralter Übergang zwischen Tälern und Kulturen. Doch gemeinsam bilden sie das, was Bormio so einzigartig macht: eine Lage, die Wanderer, Radfahrer, Geschichtsinteressierte und Genießer gleichermaßen in ihren Bann zieht.

(c)be-outdoor.de - Petra Sobinger Bormio / Hotel San Lorenzo
(c)be-outdoor.de – Petra Sobinger Bormio / Hotel San Lorenzo

Schon bei der Ankunft fällt die besondere Atmosphäre auf. Die Luft ist klarer, die Farben wirken kräftiger. Über den Dächern der Stadt thront die alpine Kulisse, die je nach Tageszeit ihre Stimmung verändert. Am Morgen liegt oft ein sanfter Nebel in den Tälern, während die Sonne langsam über die Gipfel klettert. Abends taucht das Licht die Altstadt in einen goldenen Schimmer, der Erinnerungen an längst vergangene Zeiten weckt.

Und tatsächlich: Bormio ist nicht nur eine Destination für Naturliebhaber, sondern auch ein Ort, an dem Geschichte und Gegenwart in engem Dialog stehen. Und – wo der Kräuterlikör Braulio seine Heimat hat.

Bormio und seine Geschichte

Wer durch die Gassen Bormios schlendert, spürt schnell, dass hier Vergangenheit und Gegenwart nahtlos ineinanderfließen. Schon im Mittelalter war der Ort ein wichtiger Knotenpunkt zwischen Nord und Süd. Händler, Pilger und Reisende nutzten die Alpenpässe, um Waren und Geschichten über die Berge zu tragen. Bormio profitierte von dieser Lage – und entwickelte sich zu einer wohlhabenden kleinen Stadt mit kultureller Strahlkraft.

Besonders eindrucksvoll lässt sich die Geschichte in den Kirchen Bormios nachvollziehen, die über die Jahrhunderte hinweg das geistliche und kulturelle Leben prägten:

  • Die Collegiata-Kirche, direkt am zentralen Platz Piazza Cavour gelegen, ist das wohl bekannteste Gotteshaus des Ortes. Ihre Ursprünge reichen ins Mittelalter zurück, doch im Laufe der Jahrhunderte wurde sie mehrfach erweitert und umgestaltet. Heute wirkt sie mit ihrer markanten Fassade wie ein stiller Zeuge, der die Besucher daran erinnert, wie eng Religion und Alltagsleben hier verbunden waren.
  • Die Chiesa di Sant’Ignazio hebt sich durch ihre barocke Architektur ab. Schon beim Betreten fällt die kunstvolle Gestaltung auf, die von der tiefen Frömmigkeit und dem künstlerischen Reichtum jener Zeit erzählt. Es ist eine Kirche, die nicht nur Gläubige, sondern auch Liebhaber von Architektur und Geschichte begeistert.
  • Noch älter ist die Chiesa di San Vitale, deren romanische Ursprünge weit ins frühe Mittelalter zurückreichen. Ihre Schlichtheit bildet einen spannenden Kontrast zu den prachtvolleren Bauten der späteren Epochen. Gerade diese Einfachheit macht sie zu einem Ort der Ruhe, an dem man die Geschichte fast körperlich spüren kann.

Neben der kirchlichen Tradition hat Bormio aber auch eine jüngere historische Dimension, die oft erst auf den zweiten Blick sichtbar wird: die Spuren des Zweiten Weltkriegs. In den Bergen rund um die Stadt lassen sich noch heute Relikte aus dieser Zeit finden – von alten Stellungen über Bunker bis hin zu Pfaden, die einst von Soldaten genutzt wurden. Einige dieser Wege wurden zu historischen Treks ausgebaut, die Wanderer heute auf Spurensuche gehen lassen. Es ist eine berührende Erfahrung, zwischen Almwiesen und Felsen auf Zeugen der Vergangenheit zu stoßen und sich vorzustellen, welche Geschichten sich hier abgespielt haben.

Die Altstadt von Bormio

Wer einmal durch die Altstadt von Bormio spaziert ist, versteht sofort, warum dieser Ort so viele Besucher in seinen Bann zieht. Enge, gepflasterte Gassen winden sich zwischen alten Steinhäusern hindurch, kleine Plätze öffnen sich plötzlich wie Bühnen, auf denen das Alltagsleben gespielt wird. Hier ein Café, in dem Einheimische ihren Espresso genießen, dort ein winziges Geschäft, das lokale Handwerkskunst anbietet – und immer wieder diese Mischung aus Geschichte und gelebter Gegenwart.

Besonders eindrucksvoll ist, wie viele kleine regionale Geschäfte bis heute überleben konnten. Während in anderen Orten oft Ketten und touristische Souvenirshops dominieren, findet man in Bormio noch traditionelle Läden: Käsereien mit regionalen Spezialitäten, kleine Boutiquen mit Wollwaren und Handwerk, Werkstätten mit handgemachten Souvenirs. Diese Authentizität macht den Unterschied – und sie wird getragen von den Menschen, die hier mit spürbarer Leidenschaft arbeiten.

Es sind die freundlichen Bewohner, die den Besuch zu einem echten Erlebnis machen. Ob ein kurzer Plausch mit der Ladenbesitzerin, die stolz die Herkunft ihres Bergkäses erklärt, oder ein freundliches „Buongiorno“ auf der Straße – die Herzlichkeit ist hier keine touristische Pose, sondern Teil der Lebensart.

Die Altstadt lädt dazu ein, sich treiben zu lassen. Kein Plan, keine Karte – einfach losgehen, durch die Gassen schlendern, mal in eine Kirche eintreten, mal auf einer Bank verweilen und den Blick über die alten Mauern schweifen lassen. Besonders am frühen Abend, wenn das Licht weicher wird und die Häuser in warmen Farben leuchten, entfaltet Bormio seine ganze Magie.

Wandern und Pässe rund um Bormio

Für viele Besucher ist Bormio vor allem eines: ein Ausgangspunkt für unvergessliche Wanderungen. Die Lage am Schnittpunkt von Stilfser Joch, Gavia und Mortirolo macht den Ort zum idealen Startpunkt für Touren in alle Richtungen.

  • Stilfser Joch: Schon die Fahrt hinauf ist ein Erlebnis, doch erst beim Wandern zeigt sich die ganze Schönheit. Von der Passhöhe aus führen Wege hinüber in Richtung Südtirol oder in hochalpine Regionen mit fantastischen Ausblicken. Besonders eindrucksvoll ist die Stille, sobald man die Straße verlässt und nur noch das Rauschen des Windes hört.
  • Gaviapass: Wilder und weniger bekannt als das Stilfser Joch, bietet der Gaviapass Wanderern stille Täler, klare Bergseen und ein Gefühl von Einsamkeit, das in den Alpen selten geworden ist. Hier erlebt man die Natur noch pur, ohne große Infrastruktur.
  • Mortirolo: Unter Radfahrern berüchtigt, aber auch für Wanderer spannend. Alte Wege führen durch Wälder und bieten immer wieder Ausblicke auf die umliegenden Täler.

Besonders berührend sind die historischen Treks, die auf die Zeit des Zweiten Weltkriegs zurückgehen. Schilder und Infotafeln erzählen die Geschichten von Soldaten, die hier stationiert waren, und von den schwierigen Bedingungen, unter denen sie lebten. Wer diese Pfade begeht, wandert nicht nur durch die Natur, sondern auch durch ein Stück europäischer Geschichte.

Die Kombination aus grandioser Landschaft und historischem Bewusstsein macht diese Wanderungen einzigartig. Man geht über blühende Almwiesen, vorbei an alten Steinmauern, und plötzlich stößt man auf ein Relikt, das daran erinnert, dass diese idyllische Umgebung einst ein Schauplatz von Krieg und Entbehrung war. Diese Gegensätze berühren tief – und sie machen deutlich, wie wertvoll Frieden und Freiheit sind.

Ein Blick hinter die Kulissen: Die Welt von Braulio

Kein Besuch in Bormio wäre komplett ohne eine Begegnung mit dem wohl bekanntesten Produkt der Stadt: dem Braulio. Dieser Kräuterlikör, dessen Rezeptur streng geheim gehalten wird, ist weit über die Grenzen der Region hinaus bekannt. Seine Basis bilden alpine Kräuter, die rund um Bormio gesammelt werden – und genau diese Verwurzelung in der Natur macht ihn so besonders.

Wir hatten das Glück, eine Führung durch die Destillerie mitzuerleben. Schon beim Betreten der Kellergewölbe umfängt einen ein Duft, der schwer zu beschreiben ist – eine Mischung aus Kräutern, Holz und Geschichte. Die alten Fässer, in denen der Braulio reift, liegen in kühlen, schattigen Räumen. Hier spürt man sofort, dass es sich nicht nur um ein Getränk, sondern um ein Stück Kultur handelt.

Die Führung war voller spannender Einblicke: wie sorgfältig die Kräuter ausgewählt werden, wie lange die Reifeprozesse dauern, welche Rolle die Tradition spielt. Eine Verkostung gab es zwar nicht – doch das war fast nebensächlich. Der eigentliche Genuss lag darin, zu verstehen, wie tief der Braulio mit Bormio verbunden ist.

Am Ende der Führung blieb vor allem ein Gedanke: Der Braulio ist mehr als ein Likör. Er ist ein Symbol für die Verbindung von Natur, Handwerk und Geschichte – und damit ein Spiegelbild von Bormio selbst.

Genuss der Valtellina-Küche

Eine Reise nach Bormio bedeutet auch immer eine Reise durch die kulinarischen Traditionen der Valtellina. Die Küche dieser alpinen Region ist herzhaft, ehrlich und tief verwurzelt in der Landschaft. Wer nach einer Wanderung hungrig in eines der Restaurants einkehrt, merkt sofort: Hier geht es nicht um Raffinesse oder Sterneglanz, sondern um echte Aromen, die seit Generationen weitergegeben werden.

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(c)Roby Trab/Bormio Tourism: Pizzoccheri

Besonders bekannt sind die Pizzoccheri – eine Art Bandnudeln aus Buchweizenmehl, die mit Kartoffeln, Wirsing und viel Käse zubereitet werden.

Ein Gericht, das wärmt, stärkt und die Seele glücklich macht. Nicht weniger typisch ist die Bresaola, das luftgetrocknete Rindfleisch, das dünn aufgeschnitten und mit etwas Zitronensaft, Olivenöl und Parmesan serviert wird. Einfach, aber von höchster Qualität.

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(c)Roby Trab/Bormio Tourism – Sciatt

Ein weiteres Highlight sind die Sciatt, kleine Buchweizenkrapfen mit geschmolzenem Käse im Inneren. Außen knusprig, innen cremig – ein Gericht, das besonders in Gesellschaft Freude macht. Dazu kommen kräftige Käsesorten aus den Almen rund um Bormio, Polenta in unterschiedlichsten Varianten und herzhafte Eintöpfe, die vor allem an kühlen Abenden ein echter Genuss sind.

Die Valtellina-Küche passt perfekt zu den Eindrücken, die man draußen in den Bergen sammelt. Sie ist nahrhaft, bodenständig und voller Charakter – so wie die Region selbst. Wer sich darauf einlässt, versteht schnell, dass Essen hier nicht nur Sättigung bedeutet, sondern ein wichtiger Teil der Kultur ist.

Unterkunft im Herzen von Bormio: San Leonardo

Unsere Basis für den Aufenthalt war das Hotel San Leonardo – und schon nach den ersten Stunden wurde klar, dass es die richtige Wahl war. Das Hotel liegt zentral in Bormio, sodass man zu Fuß schnell in der Altstadt ist und gleichzeitig die Berge zum Greifen nah hat.

Das freundliche Personal, hieß uns mit echter Herzlichkeit willkommen. Ehrliche Aufmerksamkeit, die den Aufenthalt sofort angenehm macht.

(c)be-outdoor.de - Petra Sobinger Bormio / Hotel San Lorenzo
(c)be-outdoor.de – Petra Sobinger Bormio / Hotel San Lorenzo

Die Zimmer sind geschmackvoll eingerichtet, bieten viel Platz und laden nach einem langen Wandertag zum Entspannen ein. Morgens wartet ein reichhaltiges Frühstück, das keine Wünsche offenlässt – frisches Brot, regionale Spezialitäten, Obst und natürlich italienischer Kaffee, wie er sein soll.

Gerade diese Kombination aus Lage, Komfort und Atmosphäre macht das San Leonardo zu einer echten Empfehlung für alle, die Bormio entdecken möchten, ohne auf Gastfreundschaft und Gemütlichkeit zu verzichten.

Tipps für Reisende

Bormio ist ein Ort, den man auf viele Arten erleben kann – hier ein paar praktische Hinweise:

  • Beste Reisezeit: Frühling und Herbst sind ideal zum Wandern, da die Temperaturen angenehm und die Wege weniger frequentiert sind. Der Sommer lockt mit üppiger Natur und langen Tagen, während der Winter Bormio in ein Paradies für Skifahrer verwandelt.
  • Anreise: Mit dem Auto erreicht man Bormio am einfachsten über die Alpenpässe. Wer mit öffentlichen Verkehrsmitteln unterwegs ist, kann über Tirano oder die Vinschgauer Bahn anreisen und von dort weiter mit dem Bus.
  • Ausrüstung: Gute Wanderschuhe sind Pflicht, da viele Wege steinig und steil sind. Für historische Treks lohnt es sich, eine kleine Taschenlampe mitzunehmen, falls man alte Stellungen oder Bunker besichtigt.
  • Besondere Tipps: Wer tiefer ins Wandern einsteigen möchte, sollte sich weitere Artikel mit konkreten Wandertipps rund um Bormio ansehen – die Region bietet unzählige Touren, vom leichten Spaziergang bis zur alpinen Herausforderung.

Fazit: Warum Bormio verzaubert

Bormio ist mehr als ein Urlaubsort. Es ist ein Platz, an dem sich die Gegensätze der Alpen auf magische Weise vereinen: rauhe Berge und sanfte Täler, uralte Geschichte und lebendige Gegenwart, Tradition und Gastfreundschaft.

Die Pässe wie das Stilfser Joch machen Bormio zu einem Paradies für Outdoor-Enthusiasten. Die Kirchen und die Spuren des Zweiten Weltkriegs erzählen Geschichten, die berühren und zum Nachdenken anregen. Die Altstadt mit ihren kleinen Geschäften und freundlichen Bewohnern lädt ein, sich treiben zu lassen. Und die Valtellina-Küche schenkt Genussmomente, die eng mit der Region verbunden sind.

Unser Aufenthalt im San Leonardo war die perfekte Ergänzung – ein Zuhause auf Zeit, von dem aus sich Bormio in allen Facetten entdecken ließ.

Am Ende bleibt die Erkenntnis: Bormio ist kein Ort, den man nur einmal besucht. Es ist ein Ort, zu dem man zurückkehrt – mit jedem Mal ein Stück vertrauter und doch immer wieder überraschend neu.

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Werbehinweis

Dieser Artikel entstand in Zusammenarbeit mit Bormio Tourismus.


Petra Sobinger
petra.sobinger@be-outdoor.de
Alle Beiträge von Petra Sobinger | Website

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