Besuch bei Braulio – 100% natürliche Zutaten aus Kräutern, Wurzeln und Beeren
Bormio, die charmante Marktstadt mit rund 4.100 Einwohnern, liegt im oberen Veltlin und ist eingebettet in ein alpines Talkessel, in dem die Zuflüsse Valdidentro, Valle del Braulio, Valfurva und Valdisotto zusammenlaufen. Schon die Römer schätzten den Ort wegen seiner Heilquellen; den Schwefelthermen („Bagni di Bormio“) gehören zu den ältesten Europas. Mittelalterliche Türme, gotische Kirchen und die Piazza Cavour mit ihrer barocken Kulisse verleihen Bormio einen historischen, lebendigen Kern. Bormio ist zudem Ausgangspunkt für alpine Wanderungen im Stilfserjoch-Nationalpark und beheimatet ein international bekanntes Familienunternehmen mit langer Tradition: In Bormio ist der Kräuterlikör Braulio Amaro zu Hause.



Traditionell und 100% Natur – Das Familienunternehmen Braulio
Während unseres Aufenthaltes im Bormio stand auch eine Führung durch die Produktion und den Firmensitz von Braulio in Bormio auf dem Programm. Die Führung führte durch die komplette Produktion, das Kräuterlabor, den Infusionsraum, und schließlich in das unterirdische, mehrstöckige Fassgewölbe.
Die Stille zwischen den Eichenfässern fühlte sich fast meditativ an. Der Geruch der Kräuter und Kräuterlikörs begleitet einen bei diesem Gang auf Schritt und Tritt. Geleitet wird unsere Führung von einem der zwei Brüder, die mittlerweile die Geschäftsführung überommen. Die stolze Dankbarkeit für diese jahrhundertealte, familiäre Produktion ist unübersehbar.

Seinen Ursprung hat Braulio in der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts. Der Apotheker Dr. Giuseppe Peloni, Absolvent der Universität Padua, führte in Bormio eine Apotheke und widmete sein Leben der Erforschung von Pflanzen. Besonders fasziniert war er von den Kräutern, die in den Alpen rund um seinen Heimatort wuchsen. 1826 legte er den Grundstein für ein Rezept, das sein Sohn Francesco Peloni knapp 50 Jahre später weiterentwickelte.

Von der Apotheke zum weltbekannten Amaro
1875 war es soweit: Francesco Peloni schuf durch die Infusion alpiner Kräuter, Beeren, Wurzeln und Pflanzen das Rezept für den Braulio Amaro Alpino, wie er noch heute hergestellt wird. Seine Rezeptur teilte er ausschließlich mit seinem Sohn Attilio, der den Kräuterlikör auf Ausstellungen in Italien und im Ausland präsentierte. Attilio überlieferte das Geheimnis wiederum nur an seinen Neffen Egidio Tarantola Peloni. So wurde das Rezept über Generationen hinweg gehütet – stets innerhalb der Familie.



Handwerk und Geduld
Die Herstellung des Braulio Amaro Alpino folgt bis heute den Traditionen der Peloni-Familie. Die ausgesuchten Zutaten werden zunächst gereinigt, getrocknet und zerkleinert – ein Prozess, der an das alte Apothekerhandwerk erinnert. Es folgt eine 30-tägige Mazeration, bei der die Aromen und ätherischen Öle schonend extrahiert werden. Nach der Filterung wird das Mazerat mit Wasser verdünnt, bis der Amaro seinen charakteristischen Alkoholgehalt von 21 Prozent erreicht.



Bevor die Flaschen gefüllt werden, folgt ein entscheidender Schritt: die Reifung in slawonischen Eichenfässern. In den Kellern der Altstadt von Bormio lagert der Likör für zwei bis drei Jahre, um seine charakteristische Tiefe und die vielschichtigen Aromen zu entwickeln.



Geschmack mit alpinem Charakter
Braulio Amaro Alpino präsentiert sich in einer warmen, bernsteinfarbenen Tönung mit rötlichem Schimmer. Im Glas entfalten sich kräftige Kräuternoten, die an die alpine Landschaft erinnern. Essenzielle Öle, begleitet von erdigen Wurzeln und einer feinen Holznote aus den Eichenfässern, formen ein intensives, vielschichtiges Geschmacksprofil, das sowohl Kenner als auch Neulinge begeistert.

Neben der klassischen Variante wird auch der Braulio Riserva produziert – eine intensivere Edition, die durch eine längere Reifung noch komplexere Aromen entfaltet.
- Braulio Classico: Der klassische Amaro wartet mit herb-würziger Note auf – Töne von Enzian, Wermut und Wacholder dominieren. Der Charakter ist trocken, klar, typisch alpenalpin.
- Braulio Riserva: Eine rare, intensivere Variante, oft drei Jahre in Eiche gereift. Dunkler, balsamischer, dichter – ein Intensivgenuss mit langem Nachhall.
Ein prägendes Merkmal ist die Reifung in handgefertigten Slowenien-Eichenfässern. Diese stammen von renommierten Fassmachern aus Slavonien und geben dem Amaro Tiefe und Charakter.



Von der Familie zur Campari-Gruppe
Vier Generationen lang blieb das Unternehmen in Familienhand, ehe es 2014 von der Campari-Gruppe übernommen wurde. Doch auch wenn sich die Eigentümerstruktur veränderte, das Herzstück blieb unverändert: Das geheime Rezept mit seinen Botanicals wird bis heute bewahrt und die Herstellung nach traditioneller Methode fortgeführt. In der Führungsebene wirken noch immer Nachkommen der Peloni-Familie mit – und wahren so die Verbindung zwischen Vergangenheit und Gegenwart.



Redaktionelles Fazit
Der Rundgang bei Braulio hinterlässt einen bleibenden Eindruck: eine Mischung aus Familientradition, handwerklicher Ernsthaftigkeit und alpinem Erbe. Die handwerkliche Sorgfalt, die Fassreife in slawonischer Eiche, die Variantenvielfalt (Classico vs. Riserva) und die charmant zurückhaltende, aber genuin persönliche Führung machen das Erlebnis zu einer sympathischen Verbindung von Produkt und Herkunft.
Weitere Lesetipps über unseren Aufenthalt in Bormio
- Bormio entdecken: Zwischen Stilfser Joch, Geschichte und Genussmomenten
- Hiking the Stelvio Historical Trek I
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- Bagni Vecchio – QCTherme
Werbehinweis
Dieser Beitrag entstand in Zusammenarbeit mit Bormio Tourismus.


