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So könnt Ihr der Gams auf der Zielgeraden der Petition helfen

Seit rund vier Monaten läuft bereits die Petition „Rettet die Gams“ auf Change.org. Langsam aber sicher wird es für die Gams nun ernst. Nicht nur die Brunft steht bevor und da geht es in den Gamsrevieren meist hoch her.

(c)Archiv Wildes Bayern - Gamskindl
(c)Archiv Wildes Bayern – Gamskindl

Auch die Kampagne „Rettet die Gams“ biegt langsam aber sicher in den Schlußparcours ein. Bisher wurden bereits weit über 22.000 Unterschriften (online und auf Papier) gesammelt. Zum Schluss heißt es noch mal alle Kräfte mobilisieren.

Wer den Verein Wildes Bayern im Kampf für die Gams unterstützen möchte, der kann sich nicht nur mit seiner Unterschrift beteiligen, sondern auch zum Beispiel durch das Aufhängen von DIN A 2 Plakaten oder Postkarten.

(c) WildesBayern - BR24 - Gämsenretter
(c) WildesBayern – BR24 – Gämsenretter

Wer die Möglichkeit hat Plakate in Schaufenstern oder auf Infotafeln aufzuhängen oder wer Postkarten zum Verteilen auslegen kann, darf sich gerne beim Verein Wildes Bayern e.V. melden. Das Infomaterial wird Euch umgehend zugeschickt. Die  Aktion wird noch bis Weihnachten verlängert!

Alle Infos findet über Wildes Bayern e.V. findet Ihr unter www.wildes-bayern.de

Weitere Lesetipps über die Arbeit von Wildes Bayern e.V. findet Ihr hier

Naturschützer ziehen Bilanz

Die Gämse steht auf der Vorwarnliste der Roten Liste Deutschlands. In der folgenden Pressemeldung ziehen Naturschützer Bilanz und benennen auch kritische Konflikte, die das Überleben von Rot- und Gamswild, Iltis oder Feldhase erschweren.

(c)Wildes Bayern - PM Gämse auf der Vorwarnstufe der Roten Liste Deutschlands
(c)Wildes Bayern – PM Gämse auf der Vorwarnstufe der Roten Liste Deutschlands

Ernüchternde Bilanz nach 10 Jahren

Die Bilanz nach 10 Jahren ist ernüchtern. Die aktuelle Fassung der Roten Liste Deutschlands, vorgestellt am 8. Oktober vom Bundesamt für Naturschutz musste die Liste der Verlierer-Arten unseres Landes verlängern. Allein von den 97 bewerteten Säugetierarten, die in Deutschland leben, sind 41% gefährdet oder ausgestorben, 10% stehen in der Vorwarnliste, darunter auch die Gams. 30 Arten, darunter Feldhase, Iltis und Gartenschläfer sind akut in ihrem Bestand in Deutschland gefährdet.

Deutliche Zunahmen und positive Bestandstrends gibt es dagegen bei einigen Fledermausarten, wie Großes Mausohr, Wimpern- und Mückenfledermaus, bei Gelbhalsmaus, Fischotter, Wildkatze und Wolf.

Gämse in die Rote Liste aufgenommen

Die Gämse wird nun erstmals in die Rote Liste aufgenommen, da in den vergangenen Jahren eine Reihe von wissenschaftlichen Studien dazu geführt haben, die Situation der Gams vor allem in seinem Hauptvorkommen in Bayern neu zu bewerten.

Der Bericht führt dazu aus: „Durch die gebietsweise Aufhebung der Schonzeiten (Regierung von Oberbayern 2014) und stärkere Bejagung, die mit waldbaulichen Zielen begründet wird, aber oft ohne Rücksicht auf Alters- und Geschlechterstruktur stattfindet, nehmen die Gämsenbestände in Bayern vielerorts ab (Aulagnier et al. 2008, Deutsche Wildtier Stiftung 2018).

(c)Wildes Bayern - PM Gämse auf der Vorwarnstufe der Roten Liste Deutschlands
(c)Wildes Bayern – PM Gämse auf der Vorwarnstufe der Roten Liste Deutschlands

Engagement ist notwendig

„Für unsere Lobbyarbeit zum Schutz und der nachhaltigen Nutzung von Gamswild in Bayern, ist diese Entscheidung des hochkarätigen Fachgremiums eine Bestätigung und Ansporn für die weitere Arbeit,“ zeigte sich die 1. Vorsitzende von Wildes Bayern, Dr. Christine Miller erfreut. „Wir unterstützen die Forschungen zu Wildtieren in vielfältiger Weise.

Dass dieses Engagement notwendig ist, zeigt auch der Bericht des Bundesamtes für Naturschutz. Es gibt in Deutschland zu wenig Experten, die sich wirklich mit Säugetieren und Säugetierforschung auskennen. Daher gehört die Förderung derartiger Arbeiten zu unseren satzungsgemäßen Vereinszielen.“ erläutert Miller.

(c)Wildes Bayern e.V.
(c)Wildes Bayern e.V.

Für die Gams ist es in Bayern bereits zwei vor zwölf

Da die Bayerischen Staatsforsten und das Bayerische Forstministerium jede unabhängige und fachlich solide Bestandeserhebung blockiert, mobilisiert Wildes Bayern e.V. nun die Bevölkerung: In einer Petition, die bis Ende November laufen wird, sammeln die Wildtier-Schützer Unterschriften. „Die Gams muss in Bayern Chefsache werden und darf nicht in den Mühlen einer um eigene Projekte kreisende Forstverwaltung zerrieben werden!“ Näheres zur Kampagne unter dem folgenden Link: wildes-bayern.de

Für viele der aufgelisteten Säugetiere wird unter anderem auch die intensive Forstwirtschaft benannt und der Anspruch der Forstverantwortlichen, keine Rücksicht auf Belange des Naturschutzes üben zu müssen: Das gilt bei waldbewohnenden Fledermäusen, denen zu wenig Höhlenbäume in den Beständen belassen werden, selbst in Biosphärenreservaten und FFH-Gebiete.

Zusammen mit einer zunehmenden Lichtverschmutzung, dem Ausbau der Windenergie vor allem in Waldlagen und dem allgemeinen Rückgang der Insektennahrung weiterhin fatal für diese Tiergruppe. Der Bericht des BfN stellt aber auch für die nichtgefährdetet Arten, Gefahren- und Konfliktbereiche dar. Die „Verdrahtung der Landschaft“ stellt für viele große Wirbeltiere, wie Reh- und Rotwild, eine Gefahr dar.

Und der Konflikt mit dem Zielen der Forstwirtschaft wird mehrmals deutlich benannt. Denn auch der vor etwa 250 Jahren in Deutschland weiträumig ausgerottete Rothirsch hat heute nur ein Bruchteil der für ihn artgemäß nutzbaren Fläche besiedelt. „Grund dafür sind jagdliche Regelungen unter Vorgabe forstlicher Zielstellungen.“

Eine lesenswerte Zusammenstellung sowie den vollständigen Bericht findet man unter rote-liste-zentrum.de

Kontakt unter: info@wildes-bayern.de oder 0172 / 5874558 (Dr. Christine Miller) 1. Vors. Wildes Bayern, Hirschbergstr.1 83714 Miesbach

Abdruck der Bilder im Rahmen der Presseberichterstattung kostenfrei.

Bildquelle: privat / Wildes Bayern e.V.

Weitere Lesetipps zu Wildes Bayern e.V

Verein Wildes Bayern e.V. kämpft für das Lebensrecht der Gams

Wer aus Bayern kommt oder gerne in Bayern Urlaub macht der weiß, die Gams steht für unsere Heimat wie kein anderes Tier. Dennoch ist sie stark gefährdet.

Ihre Bestände sind zusammengeschossen, ihre Alters- und Geschlechterstruktur ungeeignet, um ihr Überleben zu garantieren.

Aber die Menschen in Bayern wollen sich nicht sang- und klanglos von ihren Naturschätzen verabschieden, nur weil sie vielleicht teuren forstlichen Prestigeinteressen oder dem Profitstreben von Staatsbetrieben im Weg stehen.

Darum hat der Verein Wildes Bayern e.V. eine Petition auf Change.org an den bayerischen Ministerpräsidenten Markus Söder ins Leben gerufen.

„Rettet die Gams“ – Darum geht es in der Petition

Die Petition an Dr. Markus Söder umfasst insgesamt 23 Seiten und läuft über Change.Org. In dem Anschreiben heißt es unter anderem:

„Der Feldzug gegen die Charakterart der Bayerischen Berge muss beendet werden. Auf den Flächen der Bayerischen Staatsforsten werden Gämsen gnadenlos bejagt, als „Waldschädling“ verunglimpft und ohne Rücksicht auf Verluste wie natürliche Tode, zerrüttete Bestände und den dramatischen Rückgang dieser Art in ganz Bayern. In der Mehrzahl der notwendigen Winterlebensräume im Staatsforst wird dazu sogar die Schonzeit aufgehoben, um diese Wildart das ganze Jahr über verfolgen zu können“.

Die Mitglieder vom Verein Wildes Bayern fordern den Ministerpräsidenten D. Markus Söder auf: „Stellen Sie sich schützend vor die Gams!“

Gefordert wird zum Beispiel:

Mit der Petition ruft der gemeinnützige Verein Wildes Bayern e.V. die Naturfreund auf, mit Ihrer Unterschrift den Raubbau am Gamswild, stellvertretend für so viele Wildtiere, zu stoppen.

Am 29.08.2020 betrug die Anzahl der Unterschriften knapp 13.000 Stimmen. Auch wir von der Redaktion be-outdoor.de unterstützen dieses Projekt und haben bereits unterschrieben.

Gebt auch Ihr der Gams Eure Stimme und unterschreibt!

Hier geht´s zur Petition auf Change.org

Hier geht´s zu weiteren Infos über die Petition auf wildes-bayern.de…

Mal etwas Persönliches… Nennen wir es in der Sprache des Journalismus – einen Kommentar:
Wald vor Wild – Wald mit Wild – Abschussplanung – usw., usw. usw. – Die Schlagworte, die in der Presse rund um das Thema Wild und Wald ausgetauscht werden sind unendlich. „Der Dauerwald“ – Die „Zeitschrift für naturgemäße Waldwirtschaft“ hat in der nachfolgenden Ausgabe einen interessanten Artikel veröffentlicht.

Muss die Forstpolitik sich nun eine neue Geschichte ausdenken?

Denn am Ende des Artikels wird u.a. auf einen Artikel Bezug genommen, den ich vor Jahren geschrieben habe. Das Bemerkenswerte daran, dass hier endlich einmal ganz offen davon gesprochen wird, welche „Geschichten“ man den Leute verkaufen muss, damit sie die Forstpolitik schlucken. Das war ja auch das Ziel des Thessenvitz-Strategie Papiers, das angeblich nie umgesetzt wurde, aber dennoch anscheinend (so Pukall) Handlungsleitfaden für die bayerische Forstverwaltung ist.

Als kleine Info nebenbei: Die Unternehmensberatung Thessenvitz hat eine Strategie entwickelt, in der die Jäger bei den Waldbauern verunglimpft wurden und hochgepriesen wurde, dass nur die (staatlichen) Förster die Bauern davor bewahren, Erträge und Gewinn im Wald zu verlieren. Diese Strategie wurde allerdings angeblich nie umgesetzt. Dr. Pukall sprach in seinem Aufsatz von einem neuen Akteur, dem Verein Wildes Bayern e.V., das den Leuten erklären würde, dass es nicht so gut für die Natur sei, wenn nur staatliche Forstverwaltungen das Sagen hätte. Daher wird empfohlen, dass angesichts der Gefahr die von dem Wildtierschutzverein ausginge, die „wirtschaftlichen Interessen des Clusters Wald-Forst-Holz“ lieber auch eine Geschichte vom Naturschutz und dem Wert von Wildtieren erzählen sollten. Und das ganze laut Dr. Pukall unter dem Begriff „ökologische Jagd“. Man muss dem „Kinde“ ja nur einen Namen geben…

Spannend oder…?! Seid Ihr neugierig geworden? Dann viel Spaß beim Lesen

Den Link zum vollständigen Artikel in „Der Dauerwald“ findet Ihr hier…
Den Link zu meinem Artikel „Welche Chance hat die Gams“ findet Ihr hier…

Schon seit einiger Zeit häufen sich die Schlagzeilen und die Kritik die daraufhinweisen:

(c)Archiv Wildes Bayern - Gamskindl

(c)Archiv Wildes Bayern – Gamskindl

Der Gams geht es an den Kragen

Das Aktionsbündnis zum Schutz der Wildtiere und ihrer Lebensräume in Bayern – Wildes Bayern e.V. und diverse andere (Wild-)Tiervereine und -verbände appellieren und kämpfen um das Überleben der Gamsbestände. So fordert zum Beispiel die Deutsche Wildtier Stiftung ein:

Stopp der Gamsjagd nach Wildschützenart… und der DJV hat
ein Positionspapier zum Schutz der Gämse vorgestellt…

Auch die Medien greifen das Thema immer wieder auf und insbesondere die Aktion „Gämsenretter.de – Die Gämse stirbt und Du schaust zu?“ sorgte auch bei vielen Medien, wie zum Beispiel dem Bayerischen Fernsehen für ein starkes Interesse.

Mit einer Unterschriftenliste kämpft nun der Verein Wildes Bayern e.V. im Endspurt des Kommunalwahlkampfes für weitere Aufmerksamkeit in der Öffentlichkeit und für den Schutz der Gams.

(c) WildesBayern - BR24 - Gämsenretter

„Die Gams in Bayern zahlen den Preis für eine jahrzehntelange Vorherrschaft von Einzelinteressen gegenüber einer nachhaltigen Nutzung von Wildtieren. Wir haben uns daher entschlossen, nun im im Endspurt des Kommunalwahlkampfes eine Unterschriftenaktion bis zum Herbst auf die Beine zu stellen. Wir haben dazu auch spontan schwergewichtige Unterstützer bekommen. Bitte verbreitet die Unterschriften-Aktion. Druckt die Blätter aus, lasst die Menschen in Eurem Umfeld unterschreiben und leitet die Aktion auch gerne an andere Interessenten und Unterstützer weiter. Bitte schickt die volle Unterschriftenlisten zurückschicken an uns: Wildes Bayern, Hirschbergstr. 1 83714 Miesbach“, so heißt es vom Vereinvorstand.

Hier könnt Ihr die Unterschriftenlisten herunterladen und unterschreiben…

Seit dem 1. August wird wieder scharf geschossen – und zwar bevorzugt auf die Gämsen. Fast 5.000 Gämsen wurden im vergangenen Jagdjahr in Deutschland erlegt. 90 Prozent davon in Bayern. Den Mammutanteil des Abschusses haben die Bayerischen Staatsforste zu verantworten. „Dort wird noch immer der Grundsatz „Wald vor Wild“ mit dem Brecheisen durchgesetzt“, kritisiert Hilmar Freiherr von Münchhausen, Geschäftsführer der Deutschen Wildtier Stiftung.

Deutsche Wildtier Stiftung und Verein Wildes Bayern klagen gegen Freistaat Bayern

Nach Rücksprache bei der Deutschen Wildtier Stiftung zeigen erste Analysen der Deutschen Wildtier Stiftung, dass bei der Jagd auf die Gams in Bayern zu viele Tiere in der jungen und mittleren Altersklasse geschossen werden. „Es mangelt an alten Tieren – sie sind rar geworden, da zu intensiv gejagt wird“, so Münchhausen. Und ergänzt: „Selbst der Staatsforst verfolgt in Bayern nicht die geltenden Regeln zum Abschuss, die u.a. in der Hegerichtlinie beschrieben sind. Das ist für das Überleben der Gämsen fatal, denn es sind die alten Tiere, die mit ihrer Erfahrung das Gamsrudel sicher durch harte Winter führen! Mehr als Reh oder Rothirsch leidet die Gämse unter einer natürlichen Sterblichkeit im Winter. Wir fordern, dass diese natürliche Sterblichkeit beim Abschussplan umfassender berücksichtigt wird, da sonst der lebende Bestand zu hoch eingeschätzt wird“.

Über die Schonzeit in Bayern

Die gesetzlich vorgeschriebene Jagdzeit in Bayern gilt vom 1. August bis zum 15. Dezember. Allerdings wurde im Bezirk Oberbayern die Schonzeit auf knapp 26.000 Hektar vollständig aufgehoben und somit darf das ganze Jahr gejagt werden. Unterlagen zeigen, dass fast jede fünfte Gämse im eigentlich als Schonzeit ausgewiesenen Zeitraum erlegt wird. Gegen die Aufhebung der Schonzeit hat der Verein Wildes Bayern, unterstützt von der Deutschen Wildtier Stiftung, jetzt beim Bayerischen Verwaltungsgerichtshof einen Normenkontrollantrag gestellt. „Damit kommt die wildfeindliche Politik Bayerns auf den juristischen Prüfstand“, erklärt Münchhausen. Das präkare daran: „Selbst im Nationalpark Berchtesgaden gibt es ein Gebiet, in dem die Schonzeit aufgehoben wird. „Jagd während der Schonzeit in einem Nationalpark ist nicht vereinbar mit dem Ziel eines derartigen Schutzgebietes, in dem Natur und Wildtiere Vorrang haben sollen“, so Münchhausen.

Wie viele Gämsen leben in den bayerischen Alpen

Verlässliche Zahlen darüber, wie viele Gämsen in den bayerischen Alpen leben, gibt es nicht. „Wir brauchen dringend ein Monitoring über den Gamsbestand, das seinem Namen gerecht wird“, fordert Münchhausen. Gerade eine sich oft außerhalb des Waldes aufhaltende und tagaktive Wildart lässt sich vergleichsweise gut erfassen. „Das Monitoring ist ohnehin eine Verpflichtung für Bayern, da die Gämse über die Fauna – Flora – Habitat Richtlinie der EU geschützt ist und nur gejagt werden darf, solange nachgewiesen wird, dass dadurch die Population der Gämse nicht gefährdet wird“, erläutert Münchhausen und kritisiert: „Bislang meldet Bayern einfach nach Brüssel, dass alles in Ordnung sei und verweist dabei auf die Zahl der geschossenen Gämsen“.

Hoffnungsschimmer für die Wildiere?

Einen Hoffnungsschimmer sieht die Deutsche Wildtier Stiftung im neu verabschiedeten Naturschutzgesetz für Bayern. Dort heißt es jetzt in Artikel 3, dass „im Staatswald das vorrangige Ziel zu verfolgen ist, die biologische Vielfalt des Waldes zu erhalten oder zu erreichen“. „Wenn Bayern unter biologischer Vielfalt des Waldes nicht nur Borkenkäfer und Schwarzspecht versteht, sondern auch Rothirsch, Reh und Gämse muss jetzt Schluss sein mit dem Vernichtungsfeldzug der Bayerischen Staatsforsten beim Wild“, hofft Münchhausen.

Ebenfalls interessant zu diesem Thema:
Schlechte Aussichten für die Gams – Will Kürnach die Gams ausrotten?

Quelle: Deutsche Wildtier Stiftung

Die schier unendlichen Schneefälle sind fürs Erste beendet, unzählige Dächer mehr oder weniger freigeschaufelt, die Kids „dürfen“ wieder zur Schule gehen – so langsam aber sicher kehrt wieder der Normalzustand in den Regionen ein, in denen es bis vor kurzem noch ohne Unterlass zu schneien schien. Das Ende des Schneefalls bedeutet allerdings nicht, dass auch alle Diskussionen und Querelen, die trotz aller Arbeit mit der Schneeschaufel aufkeimten, ihr Ende gefunden haben.

Winter in Berchtesgaden

Winter in Berchtesgaden

Kein Wunder, denn der Normalzustand ist vielerorts nur auf den ersten Blick wieder an der Tagesordnung. Nun heißt es Wunden lecken. Bei den Hausbesitzern, die ihre Balken kontrollieren, bei den Autobesitzern, die langsam aber sicher ihre Fahrzeuge wieder ausgraben können, bei den Helfern, die schier ohne Unterlass im Einsatz waren, bei den Eltern, die ob knapp zwei Wochen schulfrei Sorge um den verpassten Unterrichtsstoff haben, der allerdings wohl kaum der Grund sein wird, dass der Zögling sein Abitur in ein paar Jahren nicht bestehen wird – oder ;-)… und natürlich nicht zu vergessen die Diskussion rund um die Wildfütterungen. Aber was hat es denn eigentlich damit auf sich?

Rotwildfütterung in Bad Gastein mit Hirschflüsterer Thomas Tscherne

Rotwildfütterung in Bad Gastein mit Hirschflüsterer Thomas Tscherne

Winterfütterungen im mega Schneefall – Einfach mal handeln!

Weit gefehlt, wer glaubt, dass erst die starken Schneefälle der vergangenen Tage das Thema Winterfütterung in die Diskussion gebracht hat. Diskutiert wird schon länger, nur nicht wirklich in der Öffentlichkeit und leider häufig auch eher verbal ausschlagend, als einfach mal zu handeln. Zu handeln, wie zum Beispiel Thomas Tscherne.

Der Hirschflüsterer aus Bad Gastein ist eigentlich Hotelier des traditionellen Hotel Weismayr in Bad Gastein. In den Wintermonaten ist er dort tagsüber allerdings weniger anzutreffen, denn dann ist er täglich in seinem Revier beim Füttern von über 200 Wildtieren. Normalerweise kann er mit dem Auto einen Teil des Weges zurücklegen, nehmen die Schneemassen überhand, wie in den vergangenen Wochen, dann geht er zu Fuß. Eine Wegstrecke kann dann schon mal locker über drei Stunden dauern.

Rotwildfütterung in Bad Gastein mit Hirschflüsterer Thomas Tscherne

Rotwildfütterung in Bad Gastein mit Hirschflüsterer Thomas Tscherne

Die Fütterungskosten zahlt er alleine, übrigens auch die Wegebaukosten von rund 250.000 Euro für eine Straße die zur Fütterung führt, die er vor einigen Jahren hat bauen lassen. Was er damals allerdings nicht bedacht hat, dass die österreichischen Staatsforste sich mittlerweile dazu entschlossen haben, immer mehr Fütterungen aufzulassen. Hintergrund für diese Aufforderung ist die Liebe des österreichischen Staatsforstes zum Wald. Oder vielleicht auch eher zu den Einnahmen, die der Staatsforst aus dem Wald generiert.

Allerdings leider auf Kosten des Wildtierbestands! Denn alleine in Österreich existieren von rund 80 Fütterungen gerade noch ganze 15. Und wenn Hirschflüsterer Thomas Tscherne nicht zugunsten der Tiere seinen Weg gehen würden, dann gäbe es sogar nur noch 14. Begleitet man ihn auf seinen Fütterungen, dann lässt sich übrigens unschwer erahnen, wofür die Horden frisch aufgestellter Hochsitze rund um das Gebiet sein sollen. Sogar eine Klage läuft übrigens mittlerweile gegen den Hotelier. Und alles nur – weil er dem Rotwild im Winter das Leben rettet!

Rotwildfütterung in Bad Gastein mit Hirschflüsterer Thomas Tscherne

Rotwildfütterung in Bad Gastein mit Hirschflüsterer Thomas Tscherne

Wer sich jetzt fragt, warum er hier „á la“ David gegen Goliath kämpft, dem sei verraten: In bestimmten Regionen Österreichs soll Rotwild das ganze Jahr über und unabhängig von Alter und Geschlecht abgeschossen werden. Denn da die Österreichische Bundesforste AG den Bergwald in erster Linie als Produktionsstätte für Holz ansieht, werden pflanzenfressende Tiere als Schädlinge abgestempelt, die es dann halt zu eliminieren gilt.

Aber halt – wie war das noch – haben wir Menschen nicht eigentlich dem Rotwild, dessen ursprüngliche Winterlebensräume entlang der Täler und in den Auwäldern entlang der Flüsse durch starke Besiedelung und Bebauung weggenommen? Und treiben wir die Tiere nicht seit Jahren in immer höhere Regionen durch unseren Outdoordrang? Und gönnen wir ihnen mit unseren Ski- und Schneeschuhtouren oder „off-Piste“ fahren nicht immer mehr in die Enge? Wo sollen die Tiere denn noch hin? Vor allem bei solchen Schneemassen wie in einem tiefen Winter wie diesem?

Rotwildfütterung in Bad Gastein mit Hirschflüsterer Thomas Tscherne

Rotwildfütterung in Bad Gastein mit Hirschflüsterer Thomas Tscherne

Unterstützt wird Thomas Tscherne übrigens von Wildtier- und Tierschutzverbänden. So ruft zum Beispiel der Wiener Tierschutzverein dazu auf, die Fütterungsverbote zu ignorieren und das Aktionsbündnis Wildes Bayern e.V. hat zusammen mit weiteren Verbänden einen Eilantrag zum Schutz der Tiere gestellt. Auch eine Webseite zu den Wildtieren in Not gibt es mittlerweile und eine Petition an den österreichischen Bundeskanzler Alexander van der Bellen.

Rotwild in Not (c)Thomas Tscherne

Rotwild in Not (c)Thomas Tscherne

Und auch immer mehr österreichische Medien greifen das Thema kritisch auf. „Die lassen die Wildtiere verhungern“, so heißt es in einem aktuellen Bericht der Krone Zeitung. Und auch der „Jagdwechsel“ nimmt kein Blatt vor den Mund: „Wald vor Wild – Bundesforste mit Ausrottungsverfügung“ lautet der Header zu einem Artikel, der ausführlich erläutert, dass die österreichischen Bundesforste beantragt haben, bis 2020 jedes Rotwild zu schießen, egal welcher Altersklasse es angehört, und zwar ohne Stückzahlbegrenzung.

Eigens dafür wurden übrigens 40 neue Hochsitze für die Jagd gebaut. Der Grund für diese „Ausrottungsverfügung“ sollen 80.000 Jungpflanzen sein, die laut den Bundesforsten im Angertal aufgeforstet worden seien und die ansonsten vom Jungwild so verbissen werden, dass sie nicht aufkommen würden.

Auch viele Diskussionen in Deutschland

Auch die „deutsche“ Facebook-Community und Medien sind nicht untätig. Jede Menge Videos von Wildtieren im tiefen Schnee tummeln sich im Internet, bei vielen muss man wirklich am Verstand der Kamerajäger zweifeln, oder wie kann man einem Tier in der Not auch noch hinterherpfeifen???

Stieß man ansonsten zunächst hauptsächlich auf heiße Diskussionen zwischen Förstern, Jägern und Tierfreunden, so findet sich mittlerweile ein Dringlichkeitsantrag vom Bayerischen Jagdverband e.V. an die Bundeswehr, doch dabei zu helfen, bitte Heuballen in die derzeit unzugänglichen Bergreviere zur Fütterung der dortigen Wildbestände zu bringen. Und auch die Bayerischen Staatsforsten melden sich mit einer Pressemitteilung Bayerischen Staatsforsten über ihre Fütterungen beim Rotwild zu Wort.

Berchtesgaden - Wildtierfütterungen bei den Berufsjägern der Bayerischen Staatsforsten (c)Bayerische Staatsforsten

Berchtesgaden – Wildtierfütterungen bei den Berufsjägern der Bayerischen Staatsforsten (c)Bayerische Staatsforsten

„Für uns, die Bayerischen Staatsforsten und für mich persönlich und für unsere Berufsjäger ist es Ehrensache, dass wir das Rotwild bestmöglich in unseren Fütterungen und Wintergattern versorgen. Zu dem Zweck haben wir übrigens auch eine neue Fütterung am Untersberg gebaut“, so Dr. Daniel Müller (Forstbetriebsleiter der Bayerischen Staatsforsten im Forstbetrieb Berchtesgaden).

Zwischen 60.000 und 70.000 Euro geben die Bayerischen Staatsforsten für das Futter an sechs verschiedenen staatlichen Stellen aus. Gefüttert wird Heu, Rüben und (Gras-) Silage. Insgesamt kommen laut dem Forstbetriebsleiter Berchtesgaden rund 49 Tonnen Heu und rund 76 Tonnen Futterrüben zusammen. Gefüttert wird übrigens nur Rotwild, das Rehwild und die Gams gehen leer aus bei den Fütterungen vom Staatsforst. Aber vielleicht haben die ja Glück bei den privaten Fütterungen, die es neben den staatlichen auch noch im Berchtesgadener Land gibt?

Klingt die Aussage des Forstbetriebsleiters Berchtesgaden eigentlich recht positiv, schafft es ein Kollege aus Oberammergau dieses Bild recht schnell wieder ins Wanken zu bringen. Und zwar in einem Videobericht von Julia Schlegel in der BR Mediathek:

BR Mediathek Julia Schlege (c)Martin Prumetz

BR Mediathek Julia Schlege (c)Martin Prumetz

„Die haben ihre eigene Überwinterungsstrategie und lassen sich gerne einmal einschneien, bewegen sich dann kaum und versuchen Energie zu sparen“, so berichtet Richard Baur. Und fügt ergänzend hinzu: „Sobald der Schnee ein wenig härter geworden ist und wieder trägt, laufen sie dann dahin, wo es noch etwas zu holen gibt. Kritisch wird es erst dann, wenn die Fettreserven aufgebraucht sind, das ist aber frühestens Ende März oder Anfang April der Fall und da sind wir weit weg davon“.

Tessy Lödermann vom Deutschen Tierschutzbund hingegen kontert: „Jetzt fängt der Schnee an zu verharschen und das bedeutet, dass das Wild kaum mehr vorwärts kommt. Außerdem hat es auch keinen Zugang mehr zur natürlichen Äsung, weil es nicht mehr an den Boden kommt. Es wäre jetzt ganz, ganz wichtig, dass die Grundstückseigentümer bzw. die Jagdausübungsberechtigten ihrer Verpflichtung zur Hege aktuell nachkommen“.

Dr. Christine Miller, 1. Vorsitzende vom Verein Wildes Bayern kontert ebenfalls: „Wenn man als Pflanzenfresser lange keine Nahrung bekommt, dann können die Tiere krank werden und sterben. Das ist wie eine Gärkammer da drin, die dann einfach umkippt. Die Staatsforsten tun das, wozu sie verpflichtet sind, sie füttern das Rotwild, dass an den Fütterungen steht. Nicht mehr und nicht weniger“.

Wildtierfütterungen in Berchtesgaden im Winter 2019

Wildtierfütterungen in Berchtesgaden im Winter 2019

Wildtierfütterungen und wie geht es nun weiter?

Wenn man selber derzeit die Schaufel in die Hand nimmt und regelmäßig die Fütterungen freischaufelt und auch den ein oder anderen verantwortungsbewussten Jäger im Freundeskreis hat, der bei diesem Wetter seiner Verpflichtung der Hege nachkommt, dann lassen einen die Diskussionen rund um die Jäger ab und an die Stirn runzeln. Denn während viele unserer Jäger vor Ort tagtäglich durch den Schnee stapfen um den Tieren zu helfen, gibt es leider viel zu wenig in der Gesellschaft der Hobbyjäger, die zwar gerne an (Drück-) Jagden und sonstigen Freizeitbeschäftigungen teilnehmen, es aktuell aber leider anscheinend nicht für nötig halten, mal selber mit anzupacken.

Auch die Kommentare vieler online mitdiskutierender Forstler lassen oft an ihrer Ausbildung zweifeln, bzw. an dem Verständnis hinsichtlich der Lebensumstände der Tiere. Vor allem der Aufruf, dass sogenannte Tierschützer lieber mit anpacken sollten, statt zu diskutieren, mögen zwar bei dem ein oder anderen zutreffen, aber sicherlich nicht bei allen. Fakt ist, dass Beleidigungen gegen Engagierte genausowenig Sinn machen, wie das Durchdrücken sogenannter Ausrottungsverfügungen und die unendlichen Erhöhungen der Abschussquoten.

Thomas Tscherne erwähnt nicht umsonst immer wieder, dass wir Menschen es waren, die die Tiere erst vom Tal wieder hinauf in die Berge getrieben haben und ihnen nun durch den Wintersport auch keine Ruhe mehr lassen. Ist es es nicht wirklich langsam mal Zeit für ein Umdenken in vielem unseres Handelns?
Die Natur braucht uns nicht – aber wir brauchen die Natur!

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