Weiter geht es mit unserem Reisetagebuch „Sieben Monate auf Tour durch Ost- und Zentralasien„. Nach dem Startschuss im März in Köln und den ersten Wochen in Seoul und Südkorea geht es nun weiter nach Japan.
Nun lagen drei Monate Japan vor mir. In Japan angekommen begrüßte mich zunächst ein atemberaubender Sonnenuntergang am Hafen. Mein erster Stopp hieß Nagasaki, wo ich nachts auf den Berg Inasa-Yama hinauf ging. Von hier aus hat man einen tollen Ausblick über Nagasaki, vor allem nachts. Am Gipfel suchten einige Japaner mit Taschenlampen den Boden und das Auto nach dem verloren gegangenen Autoschlüssel ab. Die Taschenlampe der Wakawaka PowerBank lässt sich fast auf Scheinwerferstärke einstellen und so suchte ich mit ihnen über eine Stunde nach dem Schlüssel bis wir ihn schließlich fanden. Mit drei Leuten ging ich noch auf das Observatorium hinauf und bestaunte den tollen Blick über Nagasaki. Es folgte ein Google-Übersetzer-Gespräch bis tief in die Nacht hinein. So entschloss ich anschließend mein Zelt auf dem Observatorium aufzuschlagen und am nächsten Morgen früh für den atemberaubenden Sonnenaufgang aufzustehen.
Ein weiterer Programmpunkt war eine Tour zur “Battleship”-Insel. Auf dieser kleinen Insel wurde einst die höchste Bevölkerungsdichte pro Quadratmeter auf der Welt gemessen. Zeitweise lebten hier über 5000 Menschen, die Kohle und Öl für den Mitshubishi-Konzern abbauten. Nachdem die Mine 1974 geschlossen wurde, gab es keine Arbeit mehr auf der Insel und alle Bewohner verließen diese umgehend und ließen teilweise Möbel und verschiedenes zurück. Die halb-zerfallene “Geisterinsel”, die die Form eines Kriegsschiffes hat, war interessant zu besichtigen.
Am darauffolgenden Tag befasste ich mich mit der tragischen Geschichte Nagasakis. Am 09.08.1945 ließ der amerikanische Bomber “Bock’s Car” nur drei Tage nach dem Anschlag auf Hiroshima eine zweite Atombombe nieder. Während das eigentliche Ziel Kokura auf Grund der Sichtverhältnisse nicht bombardiert werden konnte, entschied sich der Pilot für das Zweitziel Nagasaki, da hier zahlreiche Kriegsschiffe hergestellt wurden. Fast 75.000 Menschen und etwa ebenso viele Verletzte zählen zu den Opfern dieses Angriffes. Eindrucksvoll berichten darüber der “Peace Park”, das “Atomic Bomb Museum” und die “Memorial Hall” von Nagasaki.
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Am selbigen Tag fuhr ich noch weiter nach Aino, wo mich meine Zweitageswanderung im Unzen-Amadake-Nationalpark begann. Also ging es über den Adumadake, den Kusenbudake, dem Kunimidake, dem Tateiwa-no-mine und dem Fugendake bis zum Dorf “Unzen”, wo ich meine ersten japanischen Onsen (traditionell japanische heiße Quellen) besuchte. So boten sich mir atemberaubende Aussichten über das Berg- und Vulkanmassiv sowie den dampfenden Vulkan Unzendake. Über den Zwischenstopp Kumamoto ging es weiter in Richtung Kirishima-Nationalpark.
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Im strömenden Regen trampte ich bis Maruo, wo es ein Hostel geben sollte. Dieses war jedoch leider nicht aufzufinden. Die Inhaberin eines luxuriösen Hotels, in dem ich nach dem Hostel fragte, machte mir jedoch das Angebot zum Hostel-Preis im Hotel zu übernachten. Hier hatte ich sogar meine eigenen Onsen auf dem Balkon. Abends trank ich noch mit dem Küchenchef, mit dem ich mich in der Lobby unterhalten habe, ein paar Bier und aß zu Abend.
Am Folgetag ging es bei tollem Wetter zuerst zum nahegelegenen Wasserfall und anschließend auf den Vulkan Takachihono mine (1573m) im Kirishima Nationalpark. Von hier aus boten sich mir atemberaubende Ausblicke über die Berge, Seen und rauchenden Vulkane.
Auf dem Gipfel und dem Weg hinunter kam ich mit einem Japaner ins Gespräch. Dieser wohnte in der Nähe des Vulkans Sakurajima und bot mir an mich mitzunehmen. Zuerst ging es jedoch in die lokalen Onsen. Anschließend lud er mich zum Essen bei sich und seiner Frau ein. Nach zahlreichen Bieren und reichlich Shochu übernachtete ich bei ihnen im Wohnzimmer. Am nächsten Morgen fuhr er mich sichtlich verkatert zu einem Aussichtspunkt am Sakurajima.
Weiter ging es mit einem Japaner der mich zu jeglichen Aussichtspunkten vom Sakurajima fuhr. Bei diesem Vulkan handelt es sich um einen der berühmtesten und am meisten gefürchtetsten Vulkanen Japans. Er gehört zu den aktivsten der Welt und qualmt permanent. Im Besucherzentrum gibt es eine Tafel, die die Anzahl der Ausbrüche dokumentiert. Alleine dieses Jahr waren es zu diesem Zeitpunkt 116 Ausbrüche, davon alleine drei am Vortag. Die Straßen sind hier fast dauerhaft mit Vulkanasche bedeckt. Als ich dort war brach er ebenfalls aus. Dies ist für die Bevölkerung jedoch kein Grund zur Sorge. Dann werden halt die Bauarbeiterhelme aufgesetzt und die Regenschirme gegen die herabregnende Vulkanasche aufgespannt.
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Nach der kurzen Fährüberfahrt nach Kagoshima nahm ich abends das Containerschiff “Hibiscus” auf die Insel Yakushima, die ich am nächsten Morgen erreichte und wo ich eine tolle Wanderung startete.
Die Inselüberquerung führte durch einen „Zauberwald“ mit zahlreichen riesigen japanischen Zypressen hinauf bis auf den Miyanoura-dake, den höchsten Berg Süd-Japans (1936m) und auf der anderen Seite hinunter zu den Kaichu Onsen. Diese natürlichen Onsen liegen in den Klippen und sind nur bei Ebbe zugänglich. Die Panoramaausblicke waren überwältigend und jede Schweißperle wert und ich bekam gelegentlich Besuch von einigen Affen.
Weiter ging es nun zu den tollen Okawa-no-taki Wasserfällen. Den Rest des Tages verbrachte ich am traumhaften Sandstrand von Nagata. Hier ging ich das erste Mal dieses Jahr im Meer schwimmen und holte mir bei über 25 Grad auch gleich meinen ersten Sonnenbrand. Ein ortsansässiger Japaner zeigte mir und meinen Handtuchnachbarn zahlreiche große Schildkröten, deren Köpfe überall aus dem Meer herausragten und die zu dieser Zeit abends an den Strand kommen und hier ihre Eier ablegen.
Mit der Fähre wieder in Kagoshima angekommen, ging es, mit einem kurzen Abstecher zum “Udo Shrine”, nach Takachiho und seinem berühmten Canyon. Die meisten Japaner sind sehr begeistert von meiner Reise und eine Auszeit von sieben Monaten erscheint bei ihren Urlaubstagen pro Jahr, die sie häufig an einer Hand abzählen können, surreal. So zeigte mir ein Auto noch die “Saitubaru burial mounds”, die Gräber der ersten Bewohner Japans vor über 2000 Jahren, lud mich zum Essen ein und fuhr einen mehrstündigen Umweg für mich. Weiter ging es noch mit ein paar 18-Jährigen Teenagern, die gefühlt das erste Mal einen Europäer sahen und es witzig fanden für mich anzuhalten. Dabei musste ich für zahlreiche Selfies herhalten und durfte mir auf dem Fernseher im Auto das gesamte Album der japanischen Boyband “Generations” angucken und -hören. Eine wirklich authentische und tolle Band (Ironie aus).
Das nächste Ziel hieß Aso-Vulkan. Der Krater dieses Vulkans besitzt einen Umfang von etwa 130 km und in ihm befinden sich zahlreiche Städte. Zunächst wanderte ich auf den Kijima, den Eboshidake, den Aso-San mit seinem blubbernden Krater, den Takadake sowie dem Nakadake. Dabei hatte ich unglaubliche Ausblicke auf die verschiedenen Vulkane und die sich im Aso-Krater befindenden Städte. Vom Nakadake hatte ich zuletzt einen atemberaubenden Blick über den gesamten Krater.
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Jetzt folgte eine längere Strecke per Anhalter auf die Insel Miajima, die vor allem bekannt für ihren “schwimmenden Shrine” ist, der bei Flut im Wasser steht und eines der meist fotografierten Motive Japans ist.
Das nächste Etappenziel war Hiroshima, wo ich zwei Nächte blieb. Bedingt durch den Abwurf der ersten Atombombe auf die Menschheit am sechsten August 1945 fragt sich sicher der ein oder andere, ob diese Stadt überhaupt noch existiert. Hiroshima ist heute eine pulsierende Metropole mit über einer Millionen Einwohnern, umgeben von Inseln und grünen Bergen. Trotz alledem ist die traurige Geschichte noch stets präsent und sichtbar. So befindet sich beim Friedenspark unter anderem der “Atomic Dome”, eine ehemalige Ausstellungshalle die sich im Epizentrum der Atombombe befand und heute als letztes verbliebenes beschädigtes Gebäude noch steht und für Touristen zu bestaunen ist. Sehr beeindruckend ist das Atomic-Bomb-Museum. Hier wird dieses schreckliche historische Ereignis eindrucksvoll und ergreifend dargestellt. So gibt es dort zahlreiche Originalgegenstände, unglaubliche Erzählungen über Einzelschicksale, Videoberichte von Zeitzeugen und zahlreiches weiteres informatives Material
Am ersten Tag ging es für mich jedoch zu keiner typischen Attraktion in Hiroshima. Trotz starkem Regen und ohne Stadiondach, machte ich mich auf zum Stadion von Sanfreece Hiroshima. Hier empfing der Tabellenführer der J-League Vissel Kobe mit Dönerbudenbesitzer Lukas Podolski. Dieser konnte jedoch leider wegen einer Verletzung nicht spielen. Auch wenn das dort Gebotene nicht mit der Qualität der Bundesliga vergleichbar ist, kamen einige Tausend japanische Zuschauer, die am Ende gemeinsam mit mir ein 2:0 für Hiroshima bejubelten.
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Nach dem Besuch einer Sake-Brauerei in Saijo ging es auf die Insel Shikoku, wo ich eine Wanderung auf den heiligen Ishizuchi San, Shikokus höchsten Berg (1982m), begann. Vorbei an Tempeln und Schreinen, erreichte ich mittags den Gipfel. Die Aussicht war überwältigend und ich genoss meine Gipfel-Instant-Nudeln bei tollem Panorama-Blick. Da mir die Wanderung unglaublich viel Spaß machte, entschloss ich mich noch weiter entlang der Gipfel zu wandern. Rechtzeitig zum Sonnenuntergang erreichte ich den Gipfel des Kamegamori. Nach einem weiteren Tag durch die tolle Bergkulisse ging es zum Tempel von Kotohire und anschließend zum Unpenji San. Dabei handelt es sich um eine Tagesetappe des “88 Tempel Pilgerweges”. Oben auf dem Berg erwartete mich eine große Tempelanlage, eine riesige Buddha-Statue die gleichzeitig ein toller Aussichtspunkt war und zahlreiche weitere Statuen, die überall herumstanden. Nach einem Stopp im wunderschönen Oboke, ging es über die Städte Takamatsu und Tokushima schließlich mit der Fähre nach Wakayama und weiter nach Yoshino.
Hier startete ich die fünftägige Wanderung “Omine Okugakemichi”, die von Yoshino über eine Bergkette bis nach Hongu führt. Dieser Pilgerweg ist ein absoluter Geheimtipp in Japan. So traf ich nur sehr wenige Menschen auf dem Trail und genoss die Zeit auf den grünen Gipfeln. Nach fünf spektakulären Tagen und unzähligen Höhenmetern erreichte ich das schöne Dorf Hongu mit seinem tollen Tempel. Hier kann man sich am Flussufer selbst eine heiße Quelle graben.
Weiter ging es zum berühmten Nachi-Tempel und seinem Wasserfall, bevor ich entlang der Küste nach Osaka fuhr. Hier traf ich mich mit meinem australischen Freund Liam, den ich bereits in Südkorea besuchte, da dieser wegen seines koreanischen VISA für drei Tage in der Stadt war. Im Hostel freundeten wir uns mit zwei Mexikanern und einem Dänen an. Zahlreiche Biere und Tequila-Shots später ging es auf die berühmte Ausgehmeile von Osaka, wo wir eine wilde Party feierten. Osaka erkundeten wir entspannt mit dem Fahrrad und waren vor allem von der Burg begeistert. Für Liam endet seine Zeit als Englischlehrer in Korea bald und er kehrt nach Australien zurück. Ich habe ihn jedoch wieder ins Reisefieber gebracht. So beschlossen wir uns am 18. Juni in Sapporo zu treffen und gemeinsam Hokkaido für drei Wochen zu bereisen.
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Während Liam wieder zurück nach Korea flog, führte mich meine Reise weiter in die japanischen Alpen. So ging es zunächst nach Hakuba, das als Wanderparadies bekannt ist. Mit dem Leih-Snowboard auf an den Rucksack geschnallt ging es am ersten Tag bis zu den Hakuba-Yari-Onsen auf 2100 Metern. Der Weg dorthin war hauptsächlich den Berg steil über Schnee hinauf. Glücklicherweise war Wochenende und einige Japaner unterwegs, sonst wäre es sehr schwer gewesen den richtigen Weg zu finden, da alles zugeschneit war. Diese wilden Onsen waren meine mit Abstand besten heißen Quellen in Japan und boten einen unglaublichen Ausblick auf die Berge. Auch der traumhafte Sonnenaufgang konnte am nächsten Morgen von hier aus betrachtet werden. Anschließend ging es weiter durch den tiefen Schnee bis zum Yarigatake (2903m) und über den Shakushi Dake entlang der Bergspitzen bis zum Shirouma Dake (2931m). Shirouma bedeutet weißes Pferd und ist auf den zahlreichen Schnee an diesem Berg zurückzuführen. Bergab ging es mit dem Snowboard, das ich die ganze Zeit mit mir herumschleppte. Auch wenn der Weg hinunter wegen den Schneeverhältnissen nicht unbedingt einfach war, war es eine absolut coole und unverhoffte Sache hier im Sommer Snowboard zu fahren.
Mit einem Zwischenstopp im Zenkoji-Tempel von Nagano reiste ich weiter zum Assama Vulkan. Da der Assama Vulkan sehr aktiv ist, war es lediglich möglich auf den Nachbarvulkan, den Kurofu-yama zu wandern. Von hier aus hat man jedoch eine tolle Aussicht auf den Assama-yama und die umliegenden Berge und Vulkane.
Es folgte eine Regen-Wanderung auf den Iodake, bevor es ein paar Tage später zum Kitadake, Japans zweithöchstem Berg ging. Bei wunderschönem Wetter erreichte ich bereits gegen Mittag den Gipfel, entspannte dort an der Hütte mit einem überragenden Ausblick auf die Berge und Mount Fuji. Auf 3000 Metern übernachtete ich zwei Nächte in einer kleinen Notfallhütte und hatte von hier aus nur einen kurzen Weg auf den Gipfel des Kitadakes (3193m).
Weiter ging es ging es zum Motosuku-See. Hier hatte ich einen tollen und vor allem wolkenfreien Blick auf Mount Fuji und konnte mich im glasklaren Wasser immer wieder abkühlen.
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Einen Tag später kam ich schließlich nach insgesamt 87 verschiedenen Autos per Anhalter in der Hauptstadt Tokyo angekommen. Die 37 Millionen Einwohner zählende Metropolregion ist gigantisch und ganz anders als das Japan, das ich zuvor erlebt hatte. Hier trifft man unzählige Touristen und die Einheimischen interessieren sich nicht mehr für den bärtigen Deutschen.
In Tokyo besuchte ich das Sumo-Museum, Akihabara, (das verrückten Anime und Technologie-Viertel Japans), das japanische Fußballmuseum, den Tsukiji-Fischmarkt, das Vierteil Ginza, den Imperial Palace, Shibuja und zahlreiche weitere Orte. Abends saß ich immer mit zahlreichen Leuten aus den unterschiedlichsten Ländern und Kontinenten bis in die frühen Morgenstunden im Hostel zusammen. Am letzten Abend traf ich mich noch mit einem japanischen Freund meiner Schwester, den sie während ihrem Master in Singapur kennengelernt hat. Er führte mich in ein super cooles kleines Restaurant und wir tranken leckeren Sake zusammen und verspeisten rohes Hühner- und Pferdefleisch, eine japanische Delikatesse, die wohl nie zu meinem Lieblingsessen gehören wird. Im Endeffekt blieb ich vier Tage in Tokyo. Dort hatte ich super viel Spaß, muss jedoch auch gestehen, dass mich die Stadt und ihre zahlreichen Menschen etwas erdrückt und gestresst hat.
Aus Tokyo per Anhalter heraus zu fahren war eine echte Herausforderung. Während es am ersten Tag nicht gut lief, hatte ich mehr Glück und wurde von einem lustigen Kerl und seinen Freunde zu einem kleinen Tagesausflug zu den Fukiware Wasserfällen und nahegelegenen Onsen mitgenommen.
Weiter ging es ins “Oze Marshland”, wo ich einige Stunden durch das schöne Sumpfgebiet wanderte. Anschließend übernachtete ich bei dem netten Künstler Yuki, der lecker für mich kochte. Am nächsten Tag machten wir uns, bepackt mit einigen Geschenken von ihm, auf zur “japanischen romantischen Straße” entlang an Seen, Wasserfällen, Schluchten, Flüssen und Bergen in das schöne Nikko, wo wir den wunderschönen „Tōshō-gū-Tempel“ besichtigten.
Mein nächster Stopp war der Vulkan Nasudake. Kurz vor dem Gipfel schlug das Wetter um. Ein starker Wind zog auf und die Wolken verdichteten sich. Zum Glück war dort eine Nothütte, in der ich Bänke zusammenschob und übernachtete. Zu meiner Überraschung öffnete sich gegen 3 Uhr nachts die Tür meiner Hütte und drei Japaner kamen hinein. Wir alle erschraken sehr als wir uns sahen und die Japaner mussten lachen, als sie mich als Deutschen auf den zusammengeschobenen Bänken sahen. Die drei fragten mich, ob ich nicht mit ihnen weiter wandern wolle. Obwohl sie mich gerade geweckt und das Wetter draußen nicht besser als am Abend zuvor aussah, aß ich schnell einen Schokoriegel, packte meine Sachen und wanderte mit ihnen los. Gemeinsam ging es auf einem Rundweg, vorbei an dampfenden Gesteinslöchern, zum Berg Asahi. Anschließend folgte noch die Besteigung des Nasudakes und wir hatten atemberaubende Ausblicke auf die Berglandschaft mit ihren verschiedenen Gipfeln und dampfenden Vulkanen. Glücklicherweise sprachen die Japaner ein wenig Englisch und wir hatten eine wirklich witzige Wanderung zusammen.
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Mein nächster Plan war es zur Ostküste zu gelangen und mir einen Eindruck über die 2011 vom verheerenden Tsunami verwüsteten Ostküste von Fukushima zu machen. Was mir dann passierte war unglaublich!
Irgendwann befand ich mich in einem Auto nach Iwaki, wo wir den Musiker Yoshihiro, einen Freund meines Fahrers trafen. Die beiden zeigten mir was der Tsunami hier alles zerstörte. Da Yoshihiro leider ebenfalls kein Englisch konnte, verständigten wir uns irgendwie mit Händen und Füßen und Google-Translator. Am ersten Abend besuchten wir zunächst die lokalen Onsen, bevor es in die japanisch kitschige „Ghost-bar“ ging, die mit staubbedeckten Pokemon und Hello-Kitty-Sachen dekoriert war. Einen Tag, einige „99 Luftballons“-Songs, Sake- und Biergläser später, fuhren wir gemeinsam nach Namie, seinem Geburtsort, der lediglich wenige Kilometer vom Atomreaktor „Fukushima Daiichi“ entfernt liegt. Vor dem Tsunami-Unglück, lebten hier etwa 21.000 Menschen. Heute ist dieser Ort aufgrund der Radioaktivität unbewohnbar. Trotzdem wird hier zurzeit ein neuer Hafen gebaut. Ich konnte jedoch aufgrund der Sprachbarriere nicht herausfinden, warum. Yoshihiro erzählte mir, dass er ein Haus direkt am Hafen besaß, was natürlich komplett zerstört wurde. Er befand sich jedoch zum Zeitpunkt des Unglückes in einer anderen Stadt, nicht in Küstennähe. Somit hatte er mehr Glück, als die 22 Angehörigen, die er bei dieser Katastrophe verlor.
Er zeigte mir auch den Standort seines Hauses, an dessen Stelle heute hohes Gras wächst und es keine Anzeichen davon gibt, dass hier jemals ein Mensch gewohnt hat. Vereinzelt erkennt man Ruinen zwischen dem hohen Gras. Wir fuhren auch zu seiner ehemaligen Schule, die in Trümmern und abgesperrt in der Graslandschaft stand. Die Uhr der Schule zeigt noch die genaue Uhrzeit an, bei der die 23 Meter hohe Flutwelle Namie erreichte. Zu meiner Verblüffung sprang er über die Absperrung und ich folgte ihm. Wir gingen in das marode, zerstörte und halb zusammengefallene Gebäude hinein. Überall lagen Schulmaterialien herum. Der Boden der Turnhalle war bereits herunter gesackt. Anschließend ging es die Treppe hinauf in den zweiten Stock und in sein ehemaliges Klassenzimmer. Wir hielten kurz inne und verließen den „Horrorschauplatz“. Dann fuhren wir zum Friedhof von Namie. Yoshihiro besuchte einige Grabstätten seiner verstorbenen Freunde und wir setzten uns auf die Stufen der Gedenktafel an die Opfer des Tsunamis und überblickten den Küstenabschnitt mit dem neuen Hafen.
Der letzte Stopp in Namie führte uns vorbei durch die ehemalige Innenstadt zu einem Haus, das ausnahmsweise nicht leer stand. Hier besuchten wir einen Freund von ihm, der als einer von ganz wenigen Menschen noch in Namie wohnt. Hier wohnt er jedoch nicht alleine, sondern mit unzähligen Tieren. So begrüßten uns vor allem zahlreiche Hunde und Katzen, die durch den Tsunami „obdachlos“ geworden sind und durch diesen Menschen mit einem ganz besonderen Tierherz wieder ein Zuhause gefunden haben.
Nach diesen unglaublichen Stunden in Namie ging es nach Fukushima City, in die Wohnung, wo er gemeinsam mit seiner Tante und seinem Onkel wohnt. Unterwegs passierten wir unzählige verlassene Häuser und Dörfer. An einem Punkt, kurz nach Namie, hielten wir an einem der zahlreichen solarbetriebenen Geräte, die die Radioaktivität anzeigen. Während es in Namie fast 1,0 waren, zeigte die Anzeige hier fast 5,0 an und Yoshihiro bat mich das Fenster zu schließen.
In Fukushima City zeigte er mir noch einige Tempel, Aussichtspunkte, besuchten erneut eine Karaoke-Bar, wurden in Restaurants eingeladen und übernachteten bei seinen Verwandten. Am nächsten Tag trennten sich unsere Wege und meine Reise ging weiter. Wenn man diese zwei Tage nun rückblickend betrachtet, ist es unglaublich, was mir passiert ist und welchen Einblick mir Yoshihiro in das Leben nach dem Tsunami in einer verseuchten Region gegeben hat. Es ist inspirierend wie er mit den zahlreichen Schicksalsschlägen umgeht und mit welcher Gastfreundlichkeit er und die zahlreichen anderen Japaner mir hier begegneten.
Die Zeit in Japan verging teilweise wie im Flug und ich war nun bereits fast zwei Monate vor Ort. Das bedeutete auch, dass ich nicht mehr ganz so viel Zeit hatte, bis ich meinen australischen Freund Liam am Flughafen in Sapporo (Hokkaido) abholen muss. Aufgrund dessen, musste ich nun eine etwas weitere Strecke am Stück per Anhalter zurücklegen. Bevor es jedoch zum Fährhafen von Aomori ging, führte mich mein Weg zunächst zum Towada-See und die umliegenden Berge und Flüsse. Hier nahm mich ein älteres Ehepaar mit, das kein Englisch konnte. Ich versuchte ihnen jedoch trotzdem zu erklären, dass sie ein ganz besonderes Auto für mich sind, da sie mein hundertstes per Anhalter in Japan sind. Dies verstanden sie zwar nicht, waren jedoch trotzdem bereit ein Foto mit mir zu machen.
Zuerst ging es entlang des Sees und anschließend entlang des Flusses Oriase, in den immer wieder Wasserfälle mündeten. Weiter ging es auf den Berg Otake. Mit meinem neuen japanischen Freund Kenichi, den ich in einer Hütte kennenlernte ging es auf den Akakuradake, den Otake und über Sumpfgebiete und schönem Wald zu den Sukayu Onsen. Erschöpft gönnten wir uns eine Entspannung in diesem wunderschönen Holzbadehaus. Zum Abschied schenkte mir Kenichi noch seine Bärenklingel und meinte, dass ich die in meinen kommenden drei Wochen auf Hokkaido vermutlich besser gebrauchen kann.
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Nach einem kurzen Stopp am Toyako-See, holte ich Liam am Flughafen Chitose ab. Als wir uns am nächsten Morgen auf den Weg aus der Stadt machten, hielt ein nettes Paar, welches uns anbot, uns hinzufahren wohin wir wollen. So ging es zunächst zum „Shirogane Blue Pond“ bei Biei, in dem zahlreiche Baumstümpfe aus dem Wasser ragen. Die beiden wollten uns daraufhin unbedingt noch das Blumenfeld von Kamifurano zeigen und uns zum Mittagessen einladen. Weiter ging es am selben Tag noch nach Obihiro, wo wir das WM-Spiel Japan gegen Kolumbien sahen.In einer angesagten Kneipe feierten wir eine wilde Party zum furiosen und unerwarteten 2:1 Sieg der Japaner. Liam war begeistert wie gut und einfach an diesem Tag alles funktioniert hat und was wir alles bereits am ersten Tag gemeinsam erlebt hatten – Welcome to Japan.
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Zunächst fuhren wir gemeinsam zum kleinen Onneto-See, der mit den Bergen Meakan und Akan-Fuji im Hintergrund unglaublich schön ist. Nach einer entspannten Zeit am Ufer des Akan-Sees, starteten wir unsere Tageswanderung auf den Berg Oakan und am darauffolgenden Tag auf den Vulkan Meakan. Die Wanderung war atemberaubend und ich zähle sie definitiv zu den schönsten meiner Wandertouren in Japan. Zuerst ging es eine Skipiste hoch, anschließend durch Wälder, Wiesen und schließlich durch Vulkanfelder. Immer wieder offenbarten sich uns überwältigende Ausblicke auf die zahlreichen Berge, Seen und den spektakulären Vulkankrater. Endpunkt der Wanderung waren die tollen Nonaka Onsen, welche sich am Onneto-See befinden.
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Nach einer Nacht auf einem Grasstück am Parkplatz nahm uns am nächsten Tag ein netter Japaner mit zum wunderschönen Vulkankratersee „Mashu“.Anschließend ging es weiter zum Kusharo-See wo natürliche Onsen am See auf uns warteten und wir hierneben zelteten.
Mashu-ko – eine faszinierende Caldera. Der nächste Zielort war die Shiretoko Halbinsel im Norden Hokkaidos mit ihrem gleichnamigen Nationalpark. Diese ist besonders bekannt für ihre wilde Schönheit, wie auch die größte Bärenpopulation Japans. Nachdem unsere geplante Wanderung wortwörtlich ins Wasser fiel, ging es zu dem Oshinkoshin Wasserfall und über die Stege der „5 Lakes“, wo Braunbär Beobachtungen besonders gut möglich sein sollen. Tatsächlich war hier ein Fotograf, der durch den Zoom seiner Kamera einen Braunbären beobachtete. Weiter ging es zu den zahlreichen Kamuiwakka Wasserfällen entlang eines Flusses. Bei etwa zehn Grad Außentemperatur waren wir über die vulkanische Kraft Japans sehr glücklich und genossen unsere Wanderung nun durch den warmen Fluss.
Über die Stationen Utoro und Abashiri ging es bei schlechtem Wetter entlang des Ochotskischen Meeres zum „Hinode Cape“. Hier gab es einen gläsernen Aussichtsturm, der nachts nicht geschlossen wird und den wir in einen überragenden Schlafplatz umfunktionierten. Einige Tage später kamen wir über das „Soya Cape“, dem nördlichsten Punkt Japans, nach Wakkanai. Hier verschwand der kränkelnde Liam schnell im Zelt, da er neben seiner Magen-Darm-Erkrankung auch extreme Schmerzen an seinen Weisheitszähnen hatte. Ich machte mich abends noch in die Stadt auf und fand ein kleines Restaurant, das das Fußballspiel Deutschland gegen Südkorea zeigte. Das deprimierende Endergebnis ist bekannt und die Japaner hatten sichtlich Mitleid mit mir. So wurden mir alle offenen Rechnungen bezahlt und ich zu zahlreichen Bieren und Sake eingeladen.
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Sichtlich mitgenommen vom Vorabend fuhren wir am nächsten Tag ausgerechnet mit zwei lachenden Koreanern nach Asahikawa, wo mit Japan gegen Polen das nächste Fußballspiel auf uns wartete. Dieses Mal übernachteten wir nicht im Zelt, sondern im Manga-Kissa. Dieses verrückte japanische Unikat ist eine Mischung aus einem Internet-Cafe und einer Manga-Bibliothek in der man auch übernachten kann. Softgetränke gibt es hier umsonst und auch die Nutzung des Karaoke-Raumes ist möglich.
Liams gesundheitliche Lage verschlechterte sich leider zunehmend und wir beschlossen einen Arzt aufzusuchen. Während Liam sich mit Antibiotikum ausgestattet in Asahikawa ein wenig ausruhte, beschloss ich zum Daisetsu-zan Nationalpark zu trampen. In zwei Tagen ging es über den schneebedeckten Asahi-dake, Hokkaidos höchsten Berg (2.291m) und zahlreichen weiteren Gipfel bis zu den Kogen Onsen. Das Wetter war jedoch sehr schlecht und mir blieben die meisten Ausblicke verwehrt. Am Ende öffnete sich der Himmel zumindest kurz und man konnte die Schönheit der Natur erkennen.
Danach traf ich mich in Sounkyo bei weiterhin strömendem Regen mit Liam im Hostel, dem sich der Franzose Maxime angeschlossen hatte. Mit Regenschirmen, Poncho und Regenjacken bewaffnet wagten wir uns trotzdem hinaus und wanderten entlang des Flusses zu nahegelegenen Wasserfällen. In der Luft lag eine mystische Atmosphäre und über den Wolken ragten vereinzelte Bergspitzen heraus. Wir fühlten uns ein wenig in eine Avatar-Welt versetzt.
Während es in ganz Japan extrem stark regnete, kam es in den Gebieten Kinki, Chubu, Chugok, Kyushu, Ryukyu und Shikoku zur gleichen Zeit zu fatalen Überschwemmungen mit über 200 Todesopfern. Auch auf Hokkaido regnete es viel, auch wenn es nicht das Ausmaß der südlicher gelegenen Regionen hatte. Vom Wetter eingeschränkt, entschieden wir uns zuerst zur berühmten „Otokoyama Sake Brauerei“ in Asahikawa und anschließend nach Sapporo, Hokkaidos Hauptstadt, zu trampen, was erstaunlicherweise auch zu dritt kein Problem war.
Da Natur-Sehenswürdigkeiten wetterbedingt nun schwer waren führte uns unser Weg nach Otaru, unweit von Sapporo. In den folgenden drei Tagen schlenderten wir durch die Innenstadt, besuchten den Fischmarkt, eine weitere Sake Brauerei, entspannten am Kanal und tauchten ein wenig in das japanische Nachtleben ein.
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Hier traf Liam zufällig den Schweden Marcus, den er vor zwei Jahren in Indien kennengelernt hat und mit dem es für die letzte Nacht vor seinem Abflug zum Shikotsu-See und den überragenden Onsen ging.
Zum Abschluss fuhr uns unser letzter Per Anhalter-Fahrer in Japan mit sechs Leuten in den Kleinwagen gequetscht zum Flughafen. So hieß es Goodbye Marcus, Liam und Japan und ab in den Flieger in Richtung Almaty, Kasachstan.
Resümierend lässt sich sagen, dass Japan einfach nur einzigartig ist. Ich habe mich in diesem Land unglaublich wohl gefühlt und die Freundlichkeit und Gastfreundschaft der Menschen hat mich überwältigt. So ermöglichten sie mir zum Beispiel sehr persönliche Einblicke in die Fukushima-Katastrophe. Das Land besticht durch historische Städte, Mega-Metropolen und alte Tempel. Vor allem hat mich hier jedoch die Natur begeistert. Japan ist ein absolutes Wanderparadies und man hat im ganzen Land die Möglichkeit spektakuläre Gipfel und Vulkane zu besteigen.
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Werbehinweis
Dieser Artikel entstand in Zusammenarbeit mit Vaude und Paramo. Die vorgestellten Produkte wuirden uns für einen Produkttest kosten- und bedingunglos zur Verfügung gestellt.